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delmacher, Facchini und selbst Wasserträger, tun sich als Baukünstler
auf und sagen ihre Meinung . . . Aber noch ist keiner auf den
Kampfplatz getreten mit Modellen oder Zeichnungen, deren ich mit
Sehnsucht gewärtig bin.« Gaye, carteggio II, p. 140 s. (Vgl. § 18, über
Siena.)
In der Folge blieb die Fassade unvollendet, vielleicht weniger wegen
mangelnder Mittel, als weil man zwischen einer wachsenden Menge von
Entwürfen (allmählich bei 30, jetzt im Bauarchiv der Kirche) in der
Tat nicht mehr zu einem Entschluß kommen konnte; darunter zwei
gotische Projekte von Baldassar Peruzzi (der auch noch Zeichnungen
für den Kuppelausbau lieferte) und von Giulio Romano. Vgl. Gaye,
carteggio II, p. 152; Milanesi III, p. 311; Vasari VIII, p. 225, Nota, v. di
Регицрг.
Die wichtigste Leistung dieser Art ist die Kuppel des Domes von Mai¬
land, ein Weihegeschenk des Renaissance-Humors am Grabe der verbli¬
chenen Gotik, welche einer solchen Lösung von sich aus kaum fähig ge¬
wesen wäre.
Nach vielen vergeblichen Entwürfen und nach Bauanfängen, die
man wieder abreißen mußte, erbaut seit 1490 zufolge dem Plan des
eigens nach Mailand berufenen Francesco di Giorgio mit Hilfe des
Omodeo und des Dolcebuono (Gaye, carteggio I, p. 289; Lettere Sa-
nesi III, p. 85; Milanesi II, p. 429-439). Wir nehmen an, daß auch die
geistreiche und prächtige äußere Bekrönung der Kuppel in der Folge
nach Francescos Entwurf ausgeführt sei. Der Anonymus des Morelli
(§ 22) sah sie um 1525 noch unvollendet, als sie sogar von einer Um¬
gestaltung im modernen Stil bedroht war; der »Deutsche« aber, dem
man wunderlicherweise das schon dazu gefertigte Modell übergab,
»verlor« dasselbe (zum Glück). An den obern Teilen sehr munteres
Detail, z. B. Genien, welche an dem gotischen Maßwerk herumklet¬
tern, ähnlich wie an der Porta della Carta (§ 21).
An der Fassade sind die Renaissancebestandteile von Pellegrino Ti-
baldi (Pellegrini) das älteste und alles Gotische neuer, wie ein Bild im
Palazzo Litta beweist, wo die Fassade als Rohbau bloß mit den An¬
fängen von Pellegrinos Prachtbekleidung dargestellt ist.
Gotisches Maßwerk um 1500 in eigentümlich genialer Verwilderung,
goldfarbig auf dunkelblau gemalt, am Gewölbe von Monastero mag-
giore zu Mailand (von Dolcebuono, vgl. § 48, 76).
Eine italienische Renaissance-Idee in französisch-gotischen Formen,
der unter Ludwig XII. (nach 1504?) erbaute Are de Gaillon (JEcole des
beaux arts, Paris) soll von Fra Giocondo herrühren; Vasari IX, p. 160.
Nota, v. di Giocondo. Das Gegenteil der bald darauf beginnenden fran¬
zösischen Renaissance, welche wieder gotische Ideen, aber mit Renais¬
sancedetail verwirklicht.