Full text: Die Baukunst der Renaissance in Italien

II. Kapitel 
BAUHERRN, DILETTANTEN UND BAUMEISTER 
§ ii 
Kunstgelehrte Bauherrn des i j. Jahrhunderts 
Bei dem so ganz persönlichen Verhältnis vieler Bauherrn zu ihren 
Bauten, welche bisweilen als Hauptlebenszwecke und als Garantien des 
Nachruhms behandelt werden, mußte sich eine eigene Kennerschaft oder 
ein Dilettantismus entwickeln, welcher hie und da die wahre Urheber¬ 
schaft zweifelhaft macht. Der Bauherr wird stellenweise zum Baumeister. 
Nikolaus V. (§7) wird beim projektierten Neubau von S. Peter ge¬ 
radezu selbst der Architekt genannt und deshalb nicht mit Salomo, son¬ 
dern mit Hiram Abif verglichen, als wäre Bernardo Rossellino nur sein 
Exekutant gewesen; Vitae Papar., bei Murat. III, II, Col. 938. 
Pius II. verrät bei der Schilderung seiner Bauten in Pienza (§8) eine 
solche Detailkenntnis, daß anzunehmen ist, es möchte manches daran 
nicht von Bernardo Rossellino, sondern vom Papste selbst angegeben 
sein; Pii II. comment., besonders L. IX, p. 425 ss.; über Rossellino, 
P- 432. 
Federigo von Urbino (§6) erschien, wenn man ihn hörte, als Bau¬ 
meister von Hause aus, und nicht nur kein anderer Fürst, sondern auch 
kein Privatmann war ihm darin gleich. Nicht nur für seine Festungen, 
sondern auch für seinen Palast, »gab er die Maße und Alles (übrige) 
an«; Vespasiano fiorent.,p. 121. Dagegen spricht er in der Urkunde von 
1468 bei Gaye, carteggio I,/?. 214, zwar als Verehrer und stolzer Ken¬ 
ner der Architektur, ernennt aber doch für den Palastbau zu seinem 
Alter ego den Luciano da Laurana, einen Illyrier, da er in Toscana, der 
Quelle der Architekten, keinen geeigneten Mann gefunden habe. Der 
schöne Hallenhof gilt als das Werk des Baccio Pintelli, ebenda, А 276. 
Wie groß mag der Anteil des Chorherrn Timoteo Maffei an der Badia 
zu Fiesoie gewesen sein, welche Cosimo durch Brunellesco bauen ließ ? 
Nach Vespas. fiorent., p. 265, wäre die Hauptsache von Timoteo ge¬ 
wesen. 
Lorenzo magnifico (f 1492) mischte sich in das ganze florentinische 
Bauwesen (§ 9), führte so scharfe Urteile über die Architekten von 
Toscana wie Federigo (sein Brief an den Kronprinzen Alfonso von 
Neapel, Gaye I, p. 300), verschaffte denselben dann wieder Aufträge 
in der Ferne (ebenda,/?. 301), präsidierte und entschied die Beratung 
über eine neue Domfassade 1491 (Vasari VII,/?. 238 jt., im Kommen¬ 
tar zur v. di Giul. Sangallo), scheint aber selber nicht gezeichnet zu 
haben. (Es ist bedenklich, die Worte bei Vasari VIII,/?. 267, v. di A. del 
Sarto, in betreff der Scheinfassade des Domes beim Einzug Leos X
	        
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