Full text: Die Baukunst der Renaissance in Italien

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den bauenden Privatleuten mit Hilfe, Rat und Gunst beistand und sein 
neues Palatium 1472 durch einen feierlichen Ritterschlag einweihte; 
Ann. Foroliviens. bei Murat. XXII, Col. 227, 230. 
In Bologna (Annalen des Mönches Bursellis, bei Murat. XXIII) 
bauten damals, besonders seit 1460, um die Wette die Geistlichen, der 
päpstliche Legat, das halbfürstliche Haus der Bentivogli, die Stadt¬ 
behörde, die Zünfte, die Privatleute und namentlich die reichen Pro¬ 
fessoren; Privatpaläste, »eines Fürsten würdig«; der Palast der Benti¬ 
vogli »königlich«; die großen und teuern Straßenkorrektionen s. § 112. 
In Pesaro tat Fürst Costanzo Sforza (Vetter des Moro) das Mög¬ 
liche für Korrektion und Ausbau der Stadt und schuf die zierliche 
Veste daselbst per sua fantasia. 
Der Ruhmsinn, verbunden mit einer entsetzlichen Gemütsart, in 
Sigismondo Malatesta, Fürsten von Rimini (f 1467), dem Zerstörer 
dessen, was Andere gebaut, um das Material neu zu vernutzen und 
kein Andenken als das eigene am Leben zu lassen. Für sein S. Fran¬ 
cesco (seit 1447), das er eigentlich sich selbst und der schönen Isotta 
zu Ehren baute, wurde der Hafen und viele andere Gebäude, Grab- 
mäler, ein Stiftshaus und ein Glockenturm zu Rimini zerstört und zu 
Ravenna der Marmor aus drei alten Kirchen (S. Severo, S. Apollinare 
in Classe und Galla Placidia) geraubt. Vasari IV, p. 56, Nota, v. di Al- 
berti. Vgl. Bd. »Kultur der Renaissance« dieser Ausgabe, S. 152. - 
Unten § 63. 
Auch die Kleinsten strengten sich an. Simonetto Baglione, der das 
Städtchen Diruta verwaltete, ließ wenigstens die Piazza pflastern und 
wollte auf kühnem Bogen von Fels zu Fels Wasser herleiten, lauter 
Dinge »zu ewigem Andenken«, als ihn (1500) sein Schicksal ereilte. 
Matarazzo, cronaca, archiv. stör. XVI, II, p. 107. Vgl. Bd. »Kultur der 
Renaissance« dieser Ausgabe, S. 19 f. 
Bei den Herzogen vom Haus Este zu Ferrara, Borso (f 1471) und 
Ercole I. (f 1505) sind die eigenen Bauten zahlreich, mäßig und zweck¬ 
mäßig, das letzte Ziel weniger monumental als politisch: eine reiche, 
feste, starkbevölkerte große Stadt zu schaffen. Sie bauten gerade so viel 
selbst und regierten dabei so, daß Andere, auch eingewanderte Fremde, 
veranlaßt (und wohl auch genötigt) wurden, ebenfalls und zwar nach 
der vorgeschriebenen Richtung zu bauen. 
Diario Ferrarese, bei Murat. XXIV, und Annales Estenses, bei Mu¬ 
rat. XX, passim. - Einmal schaut bei Borso eine babylonische Denk¬ 
art hervor, als er frondweise in seiner Po-Ebene den großen künst¬ 
lichen Monte Santo aufschütten ließ. - Die Korrektionen und Quar¬ 
tieranlagen § 112. - Um den herzoglichen Palast Schifanoja herum ent¬ 
stand ein Palastquartier u. a. durch eingewanderte florentinische Ver¬ 
bannte. Für bestimmte Zwecke wurde bisweilen a furia, über Hals und 
Kopf gebaut und die Expropriation sehr teuer bezahlt.
	        
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