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Ferner ist das 16. Jahrhundert dasjenige der prachtvollsten Waffen,
mochten dieselben auch zum Teil seltene oder gar keine wirkliche An¬
wendung finden.
Letzteres gilt besonders von den silbernen Schilden, welche gewiß
nicht einmal bei solchen Anlässen wirklich getragen wurden, bei wel¬
chen die prächtigsten Helme und Harnische zum Vorschein kamen.
Die jetzt meist im Ausland (Madrid, Wien, Paris, London, St. Pe¬
tersburg) zerstreuten Rüstungen und Helme italienischer Arbeit ersten
Ranges haben auf dem Stahl damaszierte oder von Gold und Silber
eingelegte ornamentale und figurierte Zeichnungen. (Vasari XII,/». 80,
v. di Salviati, bei Anlaß des Franc, dal Prato.) Bisweilen ist der Schmuck
auch reliefiert, wie z. B. am Helm und Schild Franz I. in den Uffizien,
angeblich von Benvenuto. Auch ein Schild in der Armeria von Turin
ihm zugeschrieben.
Prachtvolle Dolchscheiden, originell aus Figuren und Laubwerk
kombinierte Degengriffe finden sich hie und da. Die weite Zerstreuung
dieser Schätze ist ihrer kunstgeschichtlichen Betrachtung nicht günstig.
Zu den feierlichem Geräten des vornehmen Lebens gehörten auch
die meist silbernen Siegel. Zunächst vertauschte Paul II. den barbarisch
ehrwürdigen Typus des Bullensiegels mit einem schönem, artificiosiori
sculptura; Vitae Papar., Murat. III, II, Col. ioi i. Viel prächtiger waren
aber von jeher tausend andere Siegel. Abgesehen von ihrem Gepräge,
das z. B. bei den mandelförmigen Kardinalssiegeln schon im 15. Jahr¬
hundert oft sehr reich war und die Heiligen ihrer Titularkirchen, ja
Ereignisse aus deren Legenden dar stellte, war bisweilen der Griff höchst
elegant. Schon Ghiberti (Commentarii, p. XXXIII) faßte eine antike
Gemme als Siegel so, daß der goldene Griff einen Drachen in Epheu-
laub darstellte, und auch Benvenuto gestaltete den Griff des Siegels
gerne als Tier oder Figurine, z. B. am goldenen Siegel des Kardinals
Ercole Gonzaga als sitzenden Herkules; Benv. Cellini, trattato I, c. 6.
Vielleicht die bedeutendste vorherrschend dekorative Arbeit dieses
ganzen Stiles, die jetzt noch in Italien vorhanden ist: das farnesische
Kästchen, von Gio. de’ Bernardi, im Museum von Neapel; von Metall
mit Eckfiguren, Reliefs und sechs ovalen Glaschliffen; der Deckel mit
der Figurine eines ruhenden Herkules zwischen den Hälften eines ge¬
brochenen Giebels.
§ 186
Majoliken und andere irdene Gefäße
Die künstlerische Behandlung der Gefäße aus Erde und Glas hat seit
dem Altertum nie und nicht wieder so hoch gestanden als zur Zeit der
Renaissance. Die erste Stelle nahmen die Majoliken ein mit ihrer Glasur
in einer beschränkter Anzahl von Farben.