264
zierungen vieler Büchertitel in Holzschnitt. Letztere stellen gewiß häufig
nichts anderes dar, als was man in den Malereien um Fenster und Türen
herum zu sehen gewohnt war, und zwar in den Büchern von etwa 1480
bis 1550 ganz besonders charakteristisch, je nach dem Jahrzehnt.
§ 168
Skulptur und Maleret der Wappen
Die Wappen, von dem strengem Stil nordischer Heraldik völlig los¬
gesprochen und als freie Prachtaufgabe behandelt, bilden einen nicht un¬
wichtigen Bestandteil der Fassadenmalerei sowohl als der dekorativen
Skulptur.
Italien hatte am wahren heraldischen System so wenig Anteil als an
dem ernstlichen Rittertum und vermischte unaufhörlich Embleme und
eigentliche Wappen. Für diese (hier nicht weiter zu verfolgende) Kon¬
fusion eine belehrende Hauptstelle bei Decembrius, Vita Phil. Mariae
Vicecomitis, Murat. XX, Col. 996. - Auch was Serlio, Ende des IV. Bu¬
ches, vorbringt, zeigt, daß er keine Ahnung von der Sache hat. - Ent¬
scheidend für die Kunst war, daß man sich weder in der Form der
Schilde, noch in den Helmzierden an irgendeine Tradition band und
vollends in betreff der Wappenhalter durchaus nur dem Gesetz der
Schönheit folgte.
Gemeißelte Wappenschilde schräg an den Ecken von Rustikapalä¬
sten des 15. und 16. Jahrhunderts; dann 1537 die kolossalen Wappen
Karls V. und des Herzogs Alessandro Medici an der Fortezza da basso
zu Florenz, ersteres mit zwei nackten lebensgroßen Viktorien, letzteres
mit zwei andern Figuren; Vasari VIII, p. 185, v. di Baccio e Raff, da
Montelupo; - ein Wappen Klemens VII., jetzt untergegangen; XI,p. 77,
v. di Mosca; - Veränderung eines gemeißelten Papstwappens unter
einem neuen Pontifikat, ibid., ji>. 79; — kolossale Wappen Pauls III. in
Perugia, wobei zum erstenmal die Wirkung der kräftig vortretenden
Tiara und der gekreuzten Schlüssel in Verbindung mit Festons und
Masken hervorgehoben wird, ibid. p.üz. - Das Wappen über dem
Hauptfenster des Pal. Farnese in Rom, Vasari XII, p. 231, v. d. Michel¬
angelo.
Weit häufiger waren die gemalten Wappen, deren schon früh sehr
prächtige mit allen irgend paßlichen Zutaten versehene vorgekommen
sein müssen, wie z. B. das des Giangaleazzo Visconti, welches die Stadt
Siena 1393 an Porta Camollia malen ließ für 20 Goldgulden; Milanesi I,
p. 33. - Eine besonders reiche Wappengruppe war die bei Anlaß des
Empfanges der Lucrezia Borgia 1502 am Palast zu Ferrara gemalte:
»die Wappen des Papstes, des Königs von Frankreich und des erlauch¬
ten Hauses Este, mit Engeln, Hydren und andern schönen Zieraten«;
Diario ferrar., Murat. XXIV, Col. 401. - Beccafumis Fassade mit dem
Wappen Julius II. im Borgo zu Rom, Vasari X, p. 77. - Rosso Fio-