237
einem seither ebenfalls verschwundenen spätem, 1363-1397, weichen
mußte (l.c.,p. 328 ss.). Dasselbe war reich figuriert und noch größern¬
teils oder ganz bemalt, auch vergoldet; von Intarsia wird nichts ge¬
meldet. Es mag das letzte gotische Stuhlwerk höhern Ranges gewesen
sein. - Auf der Schwelle zum neuern Stil steht dann das jetzige Stuhl¬
werk im Dom von Orvieto, von dem Sienesen Pietro di Minella (in
Arbeit vor 1433), mit sehr vollkommen behandelter Intarsia im Figür¬
lichen sowohl als im Ornament.
Noch um die Zeit des Anfanges der Renaissance finden sich in Einem
sienesischen Meister, Domenico di Niccolö, die drei verwandten Kün¬
ste beisammen: Intarsia, Glasmalerei (oder wenigstens Glaserei) und
figuriertes Bodenmosaik; Milanesi II,p. 238 s.
§ Di
Stellung der Intarsia
Im 15. Jahrhundert ist die Intarsia namentlich der Stuhlwerke aner¬
kannt der wichtigste Teil der Dekoration in Holz und bestimmt den
Ruhm des Holzarbeiters. Außer heiligen Gestalten und Geschichten ver¬
traut ihr die Renaissance zwei ihrer wesentlichsten Aufgaben an: die In¬
tarsien stellen teils möglichst schöne freie Ornamente dar, teils Ansichten
von Phantasiegebäuden, welche als unerfüllte Programme des damaligen
Baugeistes (§ 63) betrachtet werden müssen. Als eigentliches Gewerbe
trotz hoher Preise niemals gewinnbringend fiel diese Kunstgattung mit
der Zeit besonders Ordensleuten anheim.
Über die Intarsia im allgemeinen und über die farbige Beizung der
Hölzer insbesondere Vasari I, p. 178, Introdusjone, wo jedoch schon
etwas abschätzig davon geredet wird.
Die berühmtesten Meister im 15. Jahrhundert: Domenico di Niccolö
von Siena, Giuliano und Benedetto da Majano, Francione, Giuliano
da Sangallo u. a. - Florenz hatte 1478 nicht weniger als 84 Werkstätten
von Intarsiatoren u. a. Holzdekoratoren (Fabroni, vgl. § 135).
Dann um 1500 und später: Gio. und Ant. Barili, Baccio d’Agnolo,
die florentinische Familie Tasso; - in Oberitalien die Lendenara, eigent¬
lich Canozzi; Bregaio; Fra Giovanni da Verona; Fra Damiano da
Bergamo, Schüler eines schiavonischen Mönches in Venedig; Fra Vin-
cenzo da Verona; Fra Raffaele da Brescia.
In der Zeit der beginnenden Ausartung: Baccio d’Agnolos Söhne
Giuliano und Domenico; Bartol. Negroni, genannt Riccio (über wel¬
chen Näheres Vasari XI,_/>. 171, im Komment, zu v. di Sodoma).
In Siena gab seit 1421 der genannte Domenico Lehrlingen Unter¬
richt in dieser Kunst mit Auftrag und Unterstützung des Staates; Mila¬
nesi II, p. 103; aber 1446 klagt er, dieselbe trage wenig ein und fast
niemand habe dabei aushalten wollen, ib.p. 237 (und Gaye I, p. 155);