§ 149
Leuchter und verschiedene Gegenstände
Der bronzene Stehleuchter der Renaissance ist von dem antiken sowohl
als von dem mittelalterlichen unabhängig; sein Sinn ist eher der eines
in die Bedingungen des Erzes übertragenen antiken Marmorkandelabers.
Seitdem die Bronzeleuchter, zumal aus Pompeji, massenweise vor¬
handen sind, kann hierüber kein Zweifel herrschen. Es fehlt ihnen
durchaus die vasenartige Ausbauchung und Einziehung, mit einem
Wort das Gewichtige, dessen der Altarleuchter schon als Träger einer
schweren Kerze (nicht bloß einer Lampe) bedarf.
Auf den Marmorkandelaber (§ 146) als Vorbild weist auch das bis¬
weilen üppige Laubwerk und die Ausfüllung solcher Teile hin, welche
beim antiken Bronzekandelaber offen und durchsichtig bleiben, z. B.
der Raum zwischen den hier äußerst kräftig gebildeten Tierfüßen.
Die vorzüglichsten Leuchter, sowohl für Altarkerzen als für größere:
mehrere in der Certosa bei Pavia, auch in einigen venezianischen Kir¬
chen, z. B. alla Salute. Sodann der große Osterkerzenleuchter des An¬
drea Riccio im Santo zu Padua, 1507-1516, von außerordentlichem
Reichtum an Reliefs, Eckfiguren und Zierat jeder Art, und von schön¬
stem Geschmack in allen Details; nur hat das Ganze zu viele Teile im
Verhältnis zur Größe, was auch von dem Osterkerzenleuchter des Bres¬
ciano in der Salute zu Venedig gilt.
Anderes siehe unten bei Anlaß der Goldschmiedekunst.
Der allgemein verbreitete monumentale Prachtsinn wies dem Erzguß
viele Gegenstände zu, welche sonst aus Stein oder Eisen und in weniger
edeln Formen wären gebildet worden.
Die bronzene reichverzierte Basis einer antiken ehernen Statue in
den Uffizien, wahrscheinlich von Desiderio da Settignano (§ 135).
Die Halter für die Fahnenmaste auf dem Markusplatz zu Venedig,
von Alessandro Leopardo (§ 136), vielleicht die schönste denkbare Lö¬
sung der betreffenden Aufgabe.
Eine eherne Wahlurne in Padua.
Die schlanken, originell-prächtigen Altartabernakel des Vecchietta
im Dom (1465-1472) und in der Kirche Fontegiusta zu Siena.
Über die etwas frühem Arbeiten des Gio. Turini in Siena (f 1455),
das Türchen einer Balustrade, ein Weihbecken, ein Tabernakel usw.
Vasari V,p. 105 ss. im Komment, zu v. di Ant. Pollajuolo. Vgl. §181.
Michelangelos Ciborium für S. M. degli Angeli zu Rom, zu Vasaris
Zeit schon größtenteils im Guß fertig, scheint nicht mehr vorhanden
zu sein.
Über die Leuchter und den Tabernakel des Girol. Lombardi müssen
wir auf Vasari XI, p. 241 und Nota, v. di Garofalo verweisen.