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Die auffallend geringe Zahl solcher Pforten erklärt sich unter ande¬
rem durch die Seltenheit vollendeter Fassaden, § 69. Umsonst entwarf
Donatello eine Tür für das Baptisterium von Siena (Vasari III,p. 259^.,
v. di Donatello; Milanesi II, p. 297). Ganz einfache eherne Türen über¬
gehen wir. - Laut Malipiero (Archiv, stör. VII, I, p. 339^ nahm
Karl VIII. 1495 eherne Türen aus dem Kastell von Neapel und sandte
sie als Siegeszeichen nach Frankreich.
Das schönste eherne Gitter im Dom von Prato (Cap. della Cintola),
von Donatellos Bruder Simone, mit anmutiger Umdeutung gotischer
Motive; zierliches Rankenwerk und Figürchen, als Bekrönung Pal¬
metten und Kandelaber. - Über das bronzene Strickgeflecht oberhalb
des mediceischen Sarkophages in S. Lorenzo zu Florenz eine echt na¬
turalistische Bewunderung bei Vasari V,p. 143, v. di Verrocchio. - Uber
die Bronzegitter des Sienesen Antonio Ormanni am Eingang der Lib-
reria und an der Durchsicht in die Unterkirche im Dom von Siena, so¬
wie in S. Agostino, Milanesi II,p. 458; Vasari V,p. 285, im Komment,
zu v. di Pinturicchio, und VI, p. 141, Nota, v. di Signorelli. - Über das Git¬
ter und die Kandelaber an Sansovinos Altar in S. Spirito zu Florenz,
Vasari VIII, p. 164, v. di Andrea Sansovino. - Die Gitter für die Anto¬
niuskapelle im Santo zu Padua, bereits geformt von dem vortrefflichen
Dekorator Tiziano Minio, blieben durch dessen Tod (1552) unaus¬
geführt; Scardeonius, ap. Graev. thesaur. VI, III, Col. 428. Die Stukka¬
turen derselben Kapelle siehe § 177.
Ein gleichmäßig geltendes ästhetisches Gesetz wird sich in diesen Ar¬
beiten kaum nachweisen lassen, indem die einen mehr herb architekto¬
nisch, die andern mehr spielend dekorativ verfahren. Massenweise sind
eherne Gitter, Schranken usw. erst aus der Barockzeit vorhanden.
Die Gitter aus geschmiedeten Eisen, in der gotischen Zeit bisweilen
trefflich und in ihrer Weise vollkommen (das beste vielleicht in der Sa¬
kristei von S. Croce in Florenz; ein anderes berühmtes im Dom von Or-
vieto 1337, vgl. Della Valle, storia delduomo di Orvieto,p. 111 und doc. 3 5;
andere erwähnt bei Milanesi I,p. 309, II, p. 13, 14, 163) wollen zu der
Formenwelt der Renaissance ungleich weniger passen. In der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts war für Eisenzierat ein gewisser Gio. Batt.
Cerabalia berühmt (Lomazzo, p. 423), ob insbesondere für Gitter,
wird nicht gesagt.
Zu Ende des 15. Jahrhunderts war in Florenz Niccolö Grosso, ge¬
nannt Caparra, eine Spezialität für die eisernen Fahnen- und Fackel¬
halter am Erdgeschoß der Paläste; von ihm sind auch die berühmten
Laternen am Pal. Strozzi. Lorenzo magnifico wollte sogar Arbeiten des
Grosso als Geschenke ins Ausland schicken. Vasari VIII, p. 118 ss.
Komment, zur v. di Cronaca. Diese energischen, edeln und zugleich
derben Zierstücke gehören freilich nur zum florentinischen Rustika¬
palast.