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Der vollendete Reichtum und Geschmack in der Anordnung und
Abstufung: Desiderio da Settignano (Grabmal des Carlo Marzuppini
in S. Croce, Wandtabernakel im Querschiff von S. Lorenzo). - Sein
Schüler Mino da Fiesoie, von hoher Bedeutung als Dekorator über¬
haupt und insbesondere als der, welcher die vollendete Marmordeko¬
ration nach Rom brachte; Vasari IV, p. 232, v. di Mino, mit einer un¬
billigen Polemik gegen denselben; die besten erhaltenen Werke die
Grabmäler in der Badia zu Florenz; in Rom ist außer einigen Original¬
arbeiten die Nachwirkung Minos sichtbar an den sehr zahlreichen
Altären, Prälatengräbern und Sakramentbehältern usw., zumal in S.
M. del Popolo.
Ein ganz freies Meisterwerk von schönster Harmonie: die Kanzel in
S. Croce zu Florenz, von Bened. da Majano. Den Gipfelpunkt bilden
dann die zwei berühmten Prälatengräber im Chor von S. M. del Popolo
zu Rom, Werke des Florentiners Andrea Sansovino (§ 141).
Die meiste römische Arbeit ist namenlos; einen Cristoforo da Roma
rühmt der Anonimo di Morelli wegen seines zarten Laubwerkes, bei
Anlaß von S. Vincenzo in Cremona. (Vgl. § 136). Im Jahr 1506 heißen
(Lettere pittoriche III, 196) Giovan Angelo Romano und Michel Cristo-
fano aus Florenz i primi scultori di Roma, und diesen möchte manches
vom Besten angehören.
Die spätesten Florentiner, welche noch berühmte Dekoratoren und
Bildhauer zugleich waren: Andrea da Fiesoie (Vasari VIII, p. 137 ss.,
v. di A. da Fiesoie) und Benedetto da Rovezzano (ibid.,p. 176 ss., v. di
Rove^pano); letzterer arbeitete z.B. Kamine, Handbecken, Wappen mit
Band werk, Grabmäler, Pforten und ein Heiligengrab, welches jetzt
stückweise in den Uffizien aufgestellt ist; seine Arabeske ist schon der¬
ber als die der Vorgänger.
Von den Schülern des Andrea, Maso Boscoli und Silvio Cosini
(beide von Fiesoie), wurde der letztere mit der Zeit Exekutant bei
Michelangelo und dann in Genua bei Perino del Vaga für Stukkaturen.
In den glasierten Tonarbeiten der Schule der Robbia ist die Arabeske,
im Bewußtsein des weniger feinen Stoffes, bescheidener als in Marmor;
allein die kräftige Komposition des Ganzen, die herrlichen Frucht¬
schnüre und die weise Abwechselung von bloß Plastischem, farbig
Plastischem und bloß Gemaltem geben diesen Sachen einen sehr hohen
Wert. (Altäre, Heiligennischen; der Sakristeibrunnen in S. M. novella
zu Florenz usw.). Ihre Farben bloß gelb, grün, blau, violett und weiß.
§ i36
Das übrige Italien
Die Dekoration des Palastes von Urbino erscheint als eine zwischen
toscanischer und oberitalienischer Einwirkung geteilte. Neapel und Ge¬
nua besitzen wenig Einheimisches von höherm Werte. Oberitalien bildet
ein Gebiet für sich.