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Fig. 79 Marmor - Ornament
an der Kathedrale zu Lugano
möglichen belebten und
toten Gegenstände. Auch
an heiligster Stätte, in den
Arabesken der Marmor¬
altäre, war man über das
Sachliche ganz unbedenk¬
lich; es kommen wohl etwa
heilige Geräte, Cherubim
u. dgl. vor, aber meist ganz
Profanes und Beziehungs¬
loses. - Wiederum verwan¬
delt sich der Träger des
Ganzen in einen aus kan¬
delaberartigen Gliedern zu¬
sammengesetzten Pracht¬
körper, an welchem Tiere,
Fabelwesen, Tierköpfe,
menschliche Gestalten, ja
kleine Gruppen als Träger,
Draperien, Putzsachen,
Wappenschilde, Waffen,
Bänder, Kränze mit Medail¬
lons, Füllhörner und andere
anmutige Sachen ange¬
bracht sind. - Das Altertum
hatte es, von seiner Übung
in Trophäenfriesen aus,
auch wohl einmal zu einer
aufsteigenden Trophäen¬
verzierung gebracht, wie
z.B. an zwei Pfeilern in der
Galerie der Uffizien, welche
mißlungen genug sind; es
hatte auch wohl (§ 131)
Feldzeichen in seine Pilaster
aufgenommen; - allein von
der Vielartigkeit des Reich¬
tums und von der sichern
Behandlung, welche die
aufsteigende Verzierung
jetzt erreichte, finden sich
im Altertum kaum die er¬
sten Anklänge. - Wesent¬
lich hängt damit zusammen,
daß die Renaissance das Kannelieren von Anfang an verschmähte
(§35)-