m
Einheit des Niveaus nicht vorkamen, entschädigte man sich durch Zier¬
lichkeit und durch Zutat von Malereien und Skulpturen. Der Sinn gerei¬
ster Kaufleute blieb auch dem botanischen Sammeln hier länger getreu.
Sansovino, Venezia, fol. 137, wo alle wichtigem Gärten aufgezählt
sind, auch solche mit Brunnen. - Der Garten Tizians, in allgemeinen
Ausdrücken gerühmt in einem Briefe des Priscianese bei Ticozzi, vite
de pittori Vecelli,p. 80.
Ohne Zweifel wirkte dieser venezianische Gartenstil auf manchen
giardinetto im übrigen Italien ein. Wo ein kleiner Hof im Innern eines
Palastes zum Garten gestaltet wurde, mochte bisweilen die Vegetation
der geringere Teil sein neben dem übrigen Schmuck. Da sehr Weniges
dieser Art erhalten ist, muß auf eine Nachbildung, den kleinen Hof¬
garten in der Residenz zu München, verwiesen werden.
Über die künstlerische Ausbildung des Holzgerüstes der Lauben, die
besonders auch in kleineren Gärten vorkamen, vgl. § 125.
Über die Malereien an den Mauern, Loggien, Brunnennischen usw.
solcher kleinen Gärten einige späte Notizen bei Armenini, de’ veri pre-
cetti della pittura, p. 197 ss. Er verlangt besonders Landschaften mit
reicher Staffage und Mäßigung des Tones und nennt von den damals
erhaltenen Gartenmalereien: die im Garten des Hauses Pozzo zu Pia-
cenza, von Pordenone, - und die schon § 125 angeführten des Perino
del Vaga im Garten des Erzbischofs von Cypern zu Rom, wo die Fres¬
ken (bacchischen Inhalts) auf die daselbst aufgestellten Statuen be¬
rechnet waren. - Einfarbige mythologische Malereien Vasari XI, p. 22,
v. di Gherardi. - Übrigens redet schon L. B. Alberti, de re aedific. L. IX,
c. 4 auch von Gartenmalereien: amoenitates regionum, et portus (Seehäfen),
et piscationes, et venationes, et natationes, et agrestium ludos, et florida et fron¬
dosa.
§ 129
Gärten der Barockzeit
Mit den frühsten großen Villen der Barockzeit (§ 120, 121) erst voll¬
endet sich der italienische Gartenstil, nicht ohne bestimmenden Einfluß
von Castello u. a. mediceischen Villen, sowie von Villa d’Este.
Gänzliche Ausscheidung des Botanischen; die Fruchtbäume und
Spaliere in besondern, verborgenen Abteilungen; das Nutzbare über¬
haupt dem Auge nach Kräften entzogen, doch keineswegs verabsäumt;
hinter den dichten Lorbeer- und Zypressenwänden der Alleen ver¬
mietbare Gemüsefelder u. dgl. Ausbildung der Wasserkünste ins Gro߬
artige, die Scherze beseitigt; große, streng architektonische Kompo¬
sition; alle Absätze architektonisiert; die Bäume, besonders Eichen, als
Massen wirkend; die Treppen und Balustraden als sehr wesentlich be¬
handelt; der Prunkgarten in scharfem Gegensatz zum übrigen; herr¬
schende Prospekte auf Brunnen, Grotten, Gruppen usw.