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Indes hat die Renaissance niemals mit dem Unsymmetrischen als mit
einem malerischen Element kokettiert, sondern dessen immer nur so viel
mitgegeben, als unvermeidlich war.
Weshalb es denn auch immer richtig wirkt. Den höchsten Entscheid
hierüber gibt nicht die Theorie, welche in diesen Dingen gänzlich
schweigt, sondern ein Denkmal der höchsten Zierlichkeit wie die Villa
Pia (von Pirro Ligorio, im vatikanischen Garten). Diesem sonst streng
symmetrischen Bau ist der Turm hinten links beigegeben, als hätte es
nur noch eines letzten Klanges bedurft, um den Eindruck holder Zu¬
fälligkeit über das Ganze zu verbreiten. Rechts ein besonderer Anbau
für die Treppe, dem Auge beinahe entzogen.
Bisweilen werden die besondern Bedingungen der Lage auch die
Unsymmetrie zur Folge gehabt haben. Vgl. die unklare, aber vielver¬
sprechende Beschreibung der in den Comersee hinausgebauten (jetzt
unseres Wissens verschwundenen) Villa des Giovio, Paul. Jov. Elogia
literaria, Musei descriptio. Der Hauptsaal, mit Oberlicht von allen Sei¬
ten, enthielt seine berühmte Porträtsammlung.
§ 118
Villen der Frührenaissance
Wie zeitlich, so werden auch im Stil die Florentiner allen übrigen Er¬
bauern von Villen vorangegangen sein.
Die freiwilligen Demolitionen von 1529 vor der spanischen Belage¬
rung haben in weitem Umkreis das Beste zernichtet. Vielleicht ergeben
die baulichen Hintergründe der Fresken des Benozzo Gozzoli (Campo
Santo zu Pisa) einige ergänzende Ideen, hie und da auch die Intarsien
der Chorstühle, welche so viele Ansichten von Phantasiegebäuden ent¬
halten.
Das wenige aus dem 15. Jahrhundert noch Vorhandene mehr oder
weniger umgebaut; Villa Michelozzi oder Bellosguardo hat noch die
untere Halle und den Turm; über andere Bauten Michelozzos, Villa
Mozzi, Villa Ricasoli zu Fiesoie, sowie über die mediceischen Villen
Cafaggiulo (noch schloßartig), Trebbio und Careggi, vgl. Vasari III,
p. 280, Note, v. di Michelo^o, und XI, p. 60, v. di Pontormo. Villa
Mozzi, an steilem Abhang, enthielt unten die Ökonomieräume, oben
die Säle, Wohngemächer und besondere Räume für Bücher und
Musik.
In größerm und freierm Stil, für Lorenzo magnifico: Poggio a Ca-
jano, von Giuliano da Sangallo, mit einem großen Saal, dessen Tonnen¬
gewölbe erst dann gestattet wurde, als der Architekt in seinem eigenen
Hause zu Florenz ein ähnliches errichtet hatte. Vasari VII,p. z\zyv. di
Giul. Sangallo.