Full text: Die Baukunst der Renaissance in Italien

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und L. IX, c. 2 bis 4 das der villa suburbana. Für erstere bleibt es indes 
beim bloßen Programm, bei der Aufzählung der Räume, die sich um 
einen allgemeinen sinus oder Mittelraum herumgruppieren sollen. Da 
auf dem Lande kein Grund für den Hochbau vorhanden, so ist alles 
als Ein Erdgeschoß gedacht. Das einzelne zum Teil nach Vitruv und 
den scriptores rei rusticae. 
Das vorstädtische Lusthaus, dessen wesentlicher Wert nur auf der 
Kunstform beruhen kann, soll laut Alberti heiter und einladend ge¬ 
staltet und auf sanftem Abhang gelegen sein; Durchsichtigkeit, alles 
voll Licht und Luft; arrideant omnia; Abwechselung von quadratischen 
Räumen mit runden und wiederum mit eckigen und mit gemischten 
aus runden und geraden Linien; eine innere Verbindungshalle, sinus 
inferior, um welche alles herumgruppiert zu denken ist, alles mit Einem 
Niveau, bloß Erdgeschoß; conclavia = Zimmer, coenacula = Säle. Als 
malerischer Wandschmuck werden Landschaften mit bukolischer oder 
Genrestaffage empfohlen. 
Die Abwechselung der Räume auch bei Sanna^ar. eleg. L. III, 3, de 
exstruenda domo (1496-1501): Jungantur longis quadrata, obliqua rotundis. 
Den mittlern sinus denkt er sich bereits oval oder auch rund: 
Ae di b us in mediis parvi sinus amphitheatri 
Visendas regum praebeat historiash 
Die Villenprojekte im VII. Buche des Serlio, soweit sie als villae su- 
burbanae zu fassen sind, zeigen lauter abgeschlossene Einzelräume, de¬ 
ren Verbindung fast nur durch diesen mittlern Sinus oder Saal ge¬ 
schieht; dieser rund, oval, achteckig oder viereckig, bereits mit einer 
Lanternina auf der Mitte. Ist der Saal oblong, so stehen sich an bei¬ 
den Langseiten in der Mitte Büfett und Kamin gegenüber. Was zur 
Bedienung gehört, im Kellergeschoß; Vorräte etwa in einem verhehl¬ 
ten Obergeschoß mit Luken; die Einstöckigkeit dem Scheine nach im¬ 
mer noch streng durchgeführt, tatsächlich die kleinern Räume häufig 
halbiert. Bisweilen die einzelnen Teile sehr absichtlich voneinander 
isoliert und selbst mit dem mittlern Saal nur durch Gänge usw. zu¬ 
sammenhängend. 
Noch Palladio und Scamozzi (architettura, L. III) halten den großen 
Mittelraum fest und charakterisieren ihn nach außen bisweilen als Kup¬ 
pel; Steigerung der Aufgabe durch Zweistöckigkeit und Treppen. Da¬ 
gegen die römischen Baumeister der besten sowohl als der sinkenden 
Zeit komponieren den Bau als Oblongum, so daß etwa eine vordere 
und eine hintere Halle parallel laufen und kein Zentralraum entsteht. 
1 Die Villa, welche Sannazaro dann wirklich am Posilippo baute, wurde wäh¬ 
rend der folgenden Kriege von den Spaniern unter Philibert von Oranien ver¬ 
wüstet. Sannazar, darob schwer erkrankt, hatte 1530 noch die Freude zu ver¬ 
nehmen, daß Phlibert umgekommen sei, und erklärte, daß er nunmehr gerne 
sterbe, da der den Musen feindliche Barbar seinen Lohn erhalten habe. Paul. 
Jov. Elogia, sub Sanna^ario.
	        
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