VORWORT ZUR ERSTEN AUSGABE
DER »GESCHICHTE DER NEUEREN BAUKUNST«
VON J. BURCKHARDT UND W. LÜBKE
1867
Acht Jahre nach dem zu frühen Hinscheiden Franz Kuglers folgt hie-
mit endlich ein letzter Band zu seiner »Geschichte der Baukunst«; eine
Zögerung, welche sich wohl schon entschuldigen ließe durch die Sorgen
und Bedenken, die sich an die Vollendung eines so imposanten Werkes
wie dasjenige Kuglers knüpfen mußten. Dazu hat die Behandlung der
Epoche, mit welcher wir es zu tun hatten, ihre besondere Schwierigkeit
darin, daß für dieselbe nur vereinzelte Vorarbeiten vorhanden sind, in¬
dem die Kunstgeschichte diese Partien bis vor kurzem teils mit Gleich¬
gültigkeit, teils gar mit Geringschätzung übersehn zu dürfen glaubte.
Die moderne Architektur, wie sie seit dem 15. Jahrhundert sich ent¬
wickelt hat, wird meistenteils heute noch mit derselben Nichtachtung
behandelt, welche ehemals, als die antike Kunst ausschließlich die Geister
erfüllte, die Werke des Mittelalters traf. Daher kommt es, daß der Be¬
arbeiter dieser Epoche die Materialien, aus denen er seinen Bau aufführen
soll, zum guten Teil mit eigenen Händen brechen, zubereiten und herbei¬
tragen muß.
Wir haben uns nun so in die Arbeit geteilt, daß der eine von uns (J. B.)
die Darstellung der Architektur und Dekoration der italienischen Renais¬
sance, der andere (W. L.) die Geschichte der außeritalienischen Renais¬
sance und des gesamten Bauschaffens der späteren Epochen liefert. Der
erste Teil ließ sich nur in systematischer Anordnung so behandeln, daß
die planvoll bewußte Entwicklung der Kunst durch anderthalb Jahr¬
hunderte hindurch zu einem neuen, konsequenten Stil dem Leser klar
gemacht wurde. Für den zweiten Teil dagegen tritt die geschichtliche
Anordnung in ihr Recht, denn die übrigen Länder empfingen stoßweise
von Italien aus Anregung, die sie mit den Überlieferungen der eigenen
Kunst- und Lebensgewohnheiten zu einer vielfach anziehenden, wenn¬
gleich nichts weniger als einheitlich durchgebildeten Bauweise ver¬
schmolzen.
Außerdem hat der eine Mitarbeiter (W. L.) auch den ersten Teil durch-
gesehn, einzelne Nachträge hinzugefügt und die sämtlichen Illustrationen
des ganzen Werkes besorgt. Für diese war nur zum Teil auf die bekann¬