in drei Hallen übereinander geöffnet1 ist, findet sich jener große Saal
mit mehrern (hier sechs) symmetrischen Türen, welcher seither in den
italienischen Palästen gewöhnlich als Wartesaal, festlich mit Teppichen
geschmückt aber als Zeremoniensaal dient; die Türen der Schmalseiten
führten hier in zwei Prunkzimmer. Das oberste Geschoß hatte dieselbe
Anlage wie das mittlere, nur in weniger reichen Formen. Der Bau
voller Licht und Bequemlichkeit (nur für die Küchen ein besonderer
Ausbau hinten); überall Gleichheit des Niveaus und nirgends eine
Stufe zu steigen. Der Blick der Hauptachse geht durch Vestibül, Hallen¬
hof, Hinterbau und Außenhalle bis ans Ende des Gartens. (Vgl. § 97.)
In den Höfen blieb die toscanische Schule im Ganzen der Säule
getreu, bis tief in die Zeiten des Barockstiles; ein Urbild besonnener
Eleganz z. B. der Hof von Pal. Gondi in Florenz (von Giul. Sangallo).
Der Charakter des Steines, pietra serena, paßte trefflich zu der einfachen
Zierlichkeit sämtlicher Formen solcher Höfe.
§ 92
Einfluß des toscanischen Palastbaues
Es bildet sich eine allgemeine Voraussetzung zugunsten toscanischer
Palastbaumeister. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts erhielt auch das flo-
rentinische Haus durch Baccio d’Agnolo diejenige Weihe der Form,
welche Größe und Pracht des Palastes vergessen läßt.
Die Verbreitung der toscanischen Meister durch Italien § 15. Die
Ungenügsamkeit des Federigo von Urbino und Lorenzo magnifico
§ n. Giuliano Sangallos vielseitige Tätigkeit § 59. Offenbar verlangte
man weniger die toscanische Fassade als vielmehr die treffliche An¬
ordnung des Innern.
Wer in Franc. Maria Grapaldus, de partibus aedium, über die Kunst¬
form des Hauses Belehrung erwartet, wird sich getäuscht finden.
Über Baccio d’Agnolo (1460 bis 1543), den Vater zweier nicht un¬
würdiger Söhne, siehe Vasari IX,/). 225, 227 und § 152. Uber seine
seither zum Namen Palazzi emporgedrungenen Häuser: Bartolini, Serri-
stori, Levi, Rosseli usw. vgl. den Cicerone d. Verf., S. 316 f. - In Siena
eine besonders edle Hausfassade: Pal. della Ciaja, von Cecco di Gior¬
gio, ebenda, S. 184. - Im ganzen ist wohl das Wegbleiben der Rustica
(§ 9> 39) das Haus im Gegensätze zum Palazzo bezeichnend, doch
1 Diese Öffnung eines Palastes nach der Gartenseite hin ist noch bis in die
neuere Zeit an italienischen Palästen nicht selten gewesen, nur hat man hie und
da das schon Geöffnete wieder zugemauert, um geschlossene Räume zu gewin¬
nen. Am Pal. Farnese in Rom enthielten alle drei Geschosse der Gartenseite
große offene Hallen, allein die des Mittelstockwerkes wurde zugemauert, als die
Galeria des Annibale Caracci an dieser Stelle entstand. Ein anderes recht schönes
Beispiel: die Gartenseite des Pal. di Firenze in Rom, von Vignola.