94
Der Tempietto bei S. Pietro in Montorio zu Rom (§53) samt der
(nicht ausgeführten, aber bei d’Agincourt a. a. O. nach Serlio, L. III
abgebildeten) Hof halle, Alles in Rundformen; die Mauermasse durch¬
gängig mit Nischen belebt, deren Einschneiden in die großem
zylindrischen Wandflächen dem
B. gar keine Sorge machte.
Der Bau von S. Peter (§ 8).
Neuere Literatur:
Große Publikation von H. v.
Geymüller: Die ursprünglichen
Entwürfe für S. Peter in Rom
(einstweilen mit bloß vorläufi¬
gem Text, Wien und Paris, seit
1875). - C. A. Jovanovits: For¬
schungen über den Bau der
St. Peterskirche zu Rom, Wien
1877. - Mehrere Aufsätze von
R. Redtenbacher. - Uber Mi¬
chelangelos Anteil u. a. Garnier,
in dem Jubiläumsheft der Ga¬
lette des beaux arts 1874.
Bei der Unmöglichkeit, eine
sehr schwierig und streitig ge¬
wordene Untersuchung hier
auch nur im kürzesten Abriß
wiederzugeben, begnügen wir
uns mit Folgendem:
Außer allem Zweifel steht, daß Bramante einen Zentralbau gewollt
hat und daß der herrliche Grundriß (Geym. T. 4) sein Werk ist: die
vier Arme des griechischen Kreuzes innen mit Apsiden, außen mit ge¬
raden Abschlüssen; der Grundriß des Innern aus lauter Rundformen
bestehend, mit Nischen durch und durch belebt; die vier Ecken mit
mächtigen Kapellen und Türmen ausgefüllt. Diesen Entwurf stelltauch
eine Schaumünze Julius II. (mit der Umschrift: Templi Petri Instaura¬
do , samt ihren Repetitionen abgebildet bei Geym. T. 2) sicher vor; er
möchte demnach wenigstens einige Zeit als der angenommene gegol¬
ten haben. - Dann scheint ebenfalls von Bramante derjenige umgearbei¬
tete Plan herzurühren, welcher die vier Kreuzarme abgerundet und
von mächtigen Umgängen umgeben darstellt, ohne Zweifel mit
Erd- und Obergeschoß (Geym. T. 12); vielleicht eine Erinnerung
an S. Lorenzo in Mailand, vielleicht auch eine als notwendig erkannte
Verstärkung der vier großen Kuppelpfeiler und ihrer Bogen. -
Für einen dieser Entwürfe erfand Bramante diejenige Gestalt der
Kuppel, welche Serlio (L. III) mitteilt: der Zylinder außen mit einer
prachtvollen freien Säulenhalle umgeben. - Wirklich ausgeführt
wurden noch von Bramante selbst die vier Kuppelpfeiler und die
I-i-!-f*
Fig. 27 Rom, Tempietto
bei S. Pietro in Montorio