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Fig. 20-22 S. M. de’ miracoli zu Brescia. (Nach Herdtle)
Venedig hilft wenigstens die Erinnerung an den lichtbringenden Zy¬
linder und an die Kalottenform der Kuppel wach halten, bis sich die
große Baubewegung dieses byzantinischen Elementes bemächtigt.
Es sind die vielen kleinen Kirchen quadratischer Anlage mit. einer
Kuppel über den vier Mittelpfeilern gemeint, deren Haupttypus S. Gio¬
vanni Crisostomo ist (1483, von Tullio Lombardo). Für die konstruk¬
tiven Fragen eines großen zentralen Hochbaues war hier nichts zu ler¬
nen und für die formalen nicht viel, aber das einzige Vermächtnis des
Byzantinismus an die Renaissance, welches über Venedig kommt, ist
an sich höchst wichtig.
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Fig. 18 und 19 S. Giov. Crisostomo zu Venedig
Von einem der betreffenden venezianischen Baumeister (Pietro Lom-
bardo? oder Scarpagnino?) rührt auch das tolle Prachtstück S. M. de’
Miracoli zu Brescia her, welches man scherzweise einen Zentrifugal¬
bau nennen könnte, indem die Kuppeln (zwei unter sich ungleiche
größere und zwei kleinere) der Mitte des Baues förmlich ausweichen.