Full text: Die Baukunst der Renaissance in Italien

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VIII. Kapitel 
DAS BAUMODELL 
§ 58 
Die Modelle der gotischen Zeit 
Während im übrigen Europa der Bauriß (oft in kühner Abwechselung 
von rein geometrischer und perspektivischer Darstellung) genügt, tritt in 
der italienischen Baukunst das Modell in den Vordergrund. 
Im Altertum müssen komplizierte Anlagen wie z. B. die Thermen 
wohl schon zu Modellen Anlaß gegeben haben. - Die silbernen Tem- 
pelchen der ephesinischen Artemis? vgl. Acta Apost. XIX, v. 24 ss. - 
Im Mittelalter häufig das flüchtige Modell einer Kirche in der linken 
Hand der Statue eines Stifters. - Das silberne Modell einer ganzen 
Stadt als Votivstück, ohne Zweifel mit deutlicher Angabe der Haupt¬ 
gebäude: Parma 1248 (Raumer, Hohenstaufen, IV, S. 182); Ferrara vor 
1441 (Diario ferrarese, bei Murat. XXIV, Col. 451). 
Modello bedeutet freilich oft auch Zeichnung, und wir dürfen nur 
Aussagen benützen, welche deutlich in anderem Sinne gemeint sind. 
Andererseits kann disegno auch wohl ein wahres Modell bedeuten, wie 
z. B. Milanesi II, p. 272 disegno de la cera, für einen Prachtaltar. 
Der nordisch-gotische Aufriß auf Pergament gibt die Entwicklung in 
die Höhe und auch der dazu gehörende Grundriß zeigt stenographisch 
zusammengedrängt, wie sich bei wachsender Höhe die einzelnen Teile 
vom Kern ablösen werden. Das Modell der Italiener dagegen zeigt ku¬ 
bisch, wie die Räume sich innen und außen gestalten, teilen und folgen 
sollen und welches ihre große plastische Gesamterscheinung in Luft und 
Licht sein wird. 
Es ist eine Rechenschaft, die der Künstler nicht sich selber, sondern 
dem Bauherrn gibt, um der Phantasie desselben nachzuhelfen in einer 
Zeit, da bei jedem großen Bau nach dem Originellen, Abweichenden 
und selbst nach dem Ungeheuern gestrebt wird; unentbehrlich zumal 
bei Kuppelbauten und beim Zentralbau überhaupt. 
In Italien zur gotischen Zeit genügt für einfachere Kirchen und für 
Paläste einstweilen die bloße Zeichnung; Milanesi I,p. 117 s., 232, 246 
und selbst z. B. beim neuen Dom von Siena werden nur Pergament¬ 
zeichnungen erwähnt. 
Für den florentinischen Domkuppelbau dagegen (1298) war nur 
durch ein Modell die nötige Überzeugung und Begeisterung hervor¬ 
zubringen, Über Arnolfos Modell und die davon vorhandenen Reste 
Vasari I, p. 256, 257 Nota, v. di Arnolfo - vita anonima di Brunellesco, 
ed. Moreni, p. 167. Vgl. § 19. - Nach diesem Modell wohl die Abbil-
	        
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