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von Michelangelos neuerfundönen Formen freilich, sie seien nicht nur
schön, sondern maravigliose\ I, p. 120, Introdugione. Vgl. § 29.
Das bekannte Werk des Vignola verbreitete überall diejenige Re¬
daktion der antiken Ordnungen, welche fortan die konventionelle
wurde; daneben Palladio und später Scamozzi u. A.
Späte vereinzelte Eiferer für die echten Formen des Ionischen: Gio.
Battista Bertano, Vasari XI, p. 248, v. di Garofalo, - und Giuseppe
Porta, Vasari XII, p. 83, Nota, v. di Salviati. Die spätem Vitruvianer
§28.
Die Allgemeinheit und Gleichgültigkeit der Formen stand im Zu¬
sammenhang mit der Notwendigkeit, rasch, viel und monumental mit
beschränkten Mitteln zu bauen.
Der Backstein, noch in Bramantes spätem Bauten herrlich wirkend,
auch wo die Gliederungen von Stein sind (Seitenfronte der Cancelleria,
ursprüngliche Gestalt des Obergeschosses um den vatikanischen Giar-
dino della Pigna) und ebenso noch in Baldassar Peruzzis kleinern Bauten
zu Siena, wird jetzt als vermeintlich unedlerer Stoff in der Regel über-
mörtelt. Palladio fügt sich sogar in bemörtelte Backsteinsäulen. (Anders¬
wo in Oberitalien aber läßt man den Backstein noch bis ins 17. Jahr¬
hundert an einigen trefflichen Bauten offen sehen.)
Vasari darf in seiner Introduktion, wo er das Baumaterial bespricht,
den Backstein schon völlig beschweigen.
Der Charakter freudloser Großartigkeit, welcher dieser Bauzeit im
Vergleich mit der frühem eigen ist, kam zum Teil auch von der Sinnes¬
weise einzelner Fürsten her.
Der Herzog (spätere Großherzog) Cosimo I. (1537-1574) zog die
dorische Ordnung vor, »weil sie sicherer und fester sei als die andern«,
weshalb Vasari sie an den Uffizien (1560) anwenden mußte; Ammanati
aber bekam die dreiseitige, dreistöckige Hofhalle des Pal. Pitti mit lau¬
ter Rusticaordnungen zu verzieren.
Cosimos Einmischung in alles Bauwesen, z. B. Gaye, carteggio II,
p. 498 und zahlreiche andere Aussagen und Korrespondenzen.
Sein Sinn für Regelmäßigkeit § 83. Selbst die Girandola entsagte
unter ihm den phantastischen Spielformen und lernte einen klassisch
achteckigen Tempel in Feuerwerk darstellen; Vasari X,p. 275, v. di Tri-
bolo. Vgl. § 195.
Die Rustica galt jetzt als Ausdruck des hohem Ernstes überhaupt.
Versuche, ihr ein freies, sprechendes eigenes Detail zu schaffen, im Hof
des erzbischöflichen Palastes zu Mailand, von Pellegrini; zaghafter an
den Prigioni zu Venedig.
Die schönen neuen Motive des Säulenbaues durch Abwechselung
von Bogen und geraden Gebälken, §35.
Ferner jetzt häufiger die Kuppelung (enge Zusammenstellung) von
zwei Säulen, sobald Verstärkung (etwa wegen Weite der Bogen) nötig
und doch der Pfeiler nicht erwünscht ist. So zumal in der genuesischen
Schule.