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Das Wollen
Das Allerwichtigste an dieser jetzt endgültig gewonne¬
nen Einsicht ist also dieses: Ich will, aber Ich „tue“ nicht.
„Ich will, und es geschieht“, das ist die erste, „Ich will,
und die Vitalkraft meines Leibes tut“, das ist die zweite
vertiefte Formung des wirklichen Sachverhalts.
Für das bewußte Ich ist zwischen Wollen und Han¬
deln eine Lücke. Nicht etwa erlebe ich mich bewußt
als handelnd, obschon ich gern so rede, als täte ich es.
Der große schottische Philosoph David Hume hat das
alles wohl zuerst in ganzer Klarheit gesehen. Wir aber
haben in diesem Buche diesen außerordentlich wichtigen
Sachverhalt schon einmal unter anderem Gesichtspunkt
gestreift, als wir auf S. 51 davon redeten, daß das wis¬
sende Wirkliche in Form „meines“ Wissens „nicht voll¬
ständig“ von sich wisse.
Ich also erlebe nur „habend“. Dabei wollen wir es zunächst
bewenden lassen, uns jedoch vorbehaltend, eine kleine Kor¬
rektur an allem vielleicht später noch anzubringen, eine
nur kleine, aber vielleicht recht wichtige Korrektur. —
Wir redeten bisher von dem Willen, der sich nach außen
in eine Handlung entläd. Nun gibt es auch, wie wir schon
wissen (S. 51), einen nach innen gerichteten Willen: Ich
„will“, daß mir ein Name einfalle, ich „will“ eine Rechen¬
aufgabe lösen. Ich „denke nach“, sagt man da. Aber es
ist leicht zu zeigen, daß „Ich“ auch hier nichts „tue“.
Ich warte, daß mir etwas einfalle, wie die deutsche
Sprache so verständig sagt. „Machen“ tut mir auch hier
den Einfall, also etwa die Lösung der Aufgabe, „jemand
anders“, nur daß ich diesen „Jemand“ hier, wo es sich
um den Ablauf des Innenlebens handelt, meine Seele
nenne. Die kennen wir schon (S. 24); und wir wissen
auch, daß wir sie im Reiche des Wirklichen mit dem Vital¬
faktor meines Leibes dürfen zusammenfallen lassen
(S. 50). Übrigens vertagen wir die eingehende Unter¬
suchung des Verhältnisses zwischen bewußtem Wollen
und unbewußtem Tun jetzt zum zweitenmal; denn, um
dieses Verhältnis bis ins letzte mit Erfolg zergliedern zu
können, müssen erst andere Erkenntnisse erworben sein.