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Die Religion
unmöglich wissen kann, und welche nun eben sämtlich
zum früheren Wissensbereiche eines ganz bestimmten
Verstorbenen, den das Medium meist gar nicht kannte,
gehörten. Gewiß, man kann hier mit Telepathie, Ge¬
dankenlesen und anderem kommen — aber nur in recht
gezwungener Weise1).
Wir müssen hier einfach — abwarten; es bleibt weiter
nichts übrig. Die parapsychologische, leider hei uns noch
immer „okkultistisch“ genannte Forschung ist auf so¬
liden Bahnen und wird in kritischster Weise betrieben.
Die Zahl ihrer dogmatischen Gegner — meist Materialisten
vom alten Schlage — wird von Jahr zu Jahr kleiner. Hier
könnte einmal der wahre Identitätsnachweis einer
sich im Gebahren eines sogenannten Mediums äußernden
Persönlichkeit mit einem Verstorbenen gelingen — freilich
auch dann noch wäre es, wie Oesterreich einmal gesagt
hat, nicht ganz sicher, daß der Verstorbene auch, ab¬
gesehen von den Bedingungen des Experiments, als Person
„existiert“ und nicht etwa nur wegen dieser Bedingungen
aus einem Uberich, in das hinein er verloren war, neu
hervorging. Aber immerhin, in gewissem Grade wahr¬
scheinlich würde persönliche Unsterblichkeit auf dem
Boden des parapsychologischen Experimentes werden
können. Und es sind wohl gar Phänomene denkbar, welche
ihr Dasein beinahe sicher machen könnten. —
IV. Die Religion
Alle Beschäftigung mit dem Jenseitsproblem und dem
Problem des Todes insonderheit kann, wie der Mensch
einmal ist, nicht ohne das Auftreten eines starken Ge¬
fühls, und zwar eines Gefühls der Abhängigkeit vor
sich gehen. Auch anderes noch zeigt dem Menschen seine
Abhängigkeit von dem großen Wirklichen an, von dem
x) Näheres in meinen Aufsätzen in der „Zeitschrift für Para¬
psychologie“ 1927. Man vergleiche auch die Werke von Bozzano
und Mattiesen.