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Das Geistige und seine Formen
bestimmten Menschen das, was man seine Schicksals¬
gesamtheit oder auch seinen ihm selbst nicht bewußten
Lebensplan nennen könnte, und zwar kennt er ihn mit
Rücksicht auf die Vergangenheit und die Zukunft, und
einschließlich aller sogenannten Zufälligkeiten, die von
außen kommen. Osty nimmt denn auch in der Tat an,
daß ein „transzendenter Plan“ jedes Menschen in einem
universellen überpersönlichen Bewußtsein bestehe. In
diesem „liest“ gleichsam der Metagnom den „Plan“. Ja,
er kann auch, etwa an der Hand eines „psychometrischen“
Objekts (S. 66), das hier seine rätselhafte Wirkung aus¬
übt, den Plan eines Verstorbenen in jenem Überbewußt¬
sein lesen — ein Gedanke, den in ähnlicher Form schon
der große amerikanische Psychologe W. James vor Jah¬
ren geäußert hat.
Wir gehen auf Einzelheiten hier nicht weiter ein; unter
anderem Gesichtspunkt werden wir in einem späteren Ab¬
schnitt auf diese Dinge zurückkommen. Jetzt sagen wir
nur dieses Eine: das metagnome Wissen wäre die voll¬
endetste unter allen bekannten Wissensarten — (auch
freilich von der Form „S weiß O“) —; es würde jenem
Wissen, das Leibniz seinen Monaden zuschrieb, nahe
kommen. Warum sind wir nicht alle „Metagnome“? —
Das wissen wir nicht.
Vergessen wir nicht, daß unser Wissen auf den grund¬
legenden Gebieten der Psychologie in den allerersten
Anfängen ist. Denn diese Wissenschaft hat sich allzu lange
nur mit den im wahrsten Sinne „oberflächlichsten“ Seelen¬
zuständen, den „bewußten“, und daneben mit der Psycho¬
logie der Sinneswahrnehmung befaßt. Dazu noch war sie
lange Zeit mechanistisch eingestellt und hemmte dadurch
den eigenen Fortschritt. Mit wenigen Ausnahmen ist das
Grundlegende am Seelischen nicht von Psychologen,
sondern von Psychiatern, also von solchen, die mit ab¬
normem Seelenleben zu tun hatten, aufgefunden worden.
Und noch immer wird es von den eigentlichen Physio¬
logen oft nicht genügend gewürdigt. —