Full text: Der Mensch und die Welt

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Das Unbelebte und das Lebendige 
Daß der natürliche Mensch — und ich denke hier durch¬ 
aus nicht an „Wilde“ — durch solchen Zwiespalt der An¬ 
sichten recht sehr in Verwirrung kommt, ist wohl klar. 
Er brauchte aber nicht in Verwirrung zu kommen, 
denn die gewissenhafte, das heißt die durch kein 
Dogma und kein Antidogma beschwerte, den Sachver¬ 
halten selbst sich schlicht hingebende Wissenschaft gibt 
ihm recht. 
Es gibt wirklich zwei ganz getrennte Reiche des Wirk¬ 
lichen, insofern dieses sich uns in Form der materiellen 
Welt darstellt. Gewiß, in materieller Form erscheinen 
sie beide: aber die Gesetze des Geschehens in ihnen 
sind gänzlich verschieden. 
Die gewissenhafte Wissenschaft lehrt, daß ein großer 
Schnitt durch die gesamte als „materielle Natur“ er¬ 
scheinende Wirklichkeit geht. Es gibt in der Tat Gescheh¬ 
nisse an Dingen, welche aus dem Wirken der letzten 
Teile, der „Atome“, dieser Dinge aufeinander abgeleitet 
werden können; es gibt aber auch Geschehnisse, bei denen 
das nicht angeht. Im zweiten Falle muß die Wissen¬ 
schaft, wenn sie überhaupt von einer ursächlichen Be¬ 
dingtheit der in Rede stehenden Geschehnisse reden will, 
ganzheitlich wirkende, „totalisierende“ oder „indivi¬ 
dualisierende“ Kräfte, das Wort „Kraft“ im weitesten 
Sinne verstanden, annehmen neben den Kräften, die von 
den letzten Teilchen, den Atomen, ausgehen und in ihnen 
ihr Zentrum haben. 
Ein logischer Zwiespalt ist es letzthin, der so durch 
die materielle Natur geht: der Zwiespalt zwischenSumme 
und Ganzheit. Und dieser Zwiespalt deckt sich nun 
praktisch mit dem zwischen Unbelebtem und Leben¬ 
digem. 
Eine „Summe“ im all er strengsten Sinn ist zwar auch 
eine unbelebte Gesamtheit von Atomen nicht. Eine ganz 
strenge Summe, eine bloße „und-Verbindung“, wie man 
heute sagt, wäre etwa „die Zahl 2 und meine Katze“, 
also zwei Angelegenheiten — („Dinge“ darf ich nicht 
sagen) —, welche gar nichts im Sinne des Wirkens mit¬
	        
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