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Der Beginn der Kritik und ihr Weg
ist ihnen nur eine nebensächliche Zugabe zur Welt —
denn leugnen kann man sein Dasein doch wohl nicht gut,
das hieße sich selbst leugnen. Aber das Materielle ist die
Hauptsache; und deshalb heißen diese Leute Materia¬
listen. Lassen sie doch auch die Vorgänge des körper¬
lichen, des organischen Lebens lediglich ein Spiel der
Atome, also, wie sie es nennen, „mechanisch verständlich“
sein.
Es gibt freilich eine etwas vorsichtigere andere Unter¬
gruppe unter den Lehrern der primären und der sekun¬
dären Eigenschaften. Daß unsere Farben, Töne, Gerüche
nur „Erscheinungen“ sind, sagen freilich auch diese; ihnen
liegt die wirkliche Welt der materiellen Atome zugrunde.
Aber vielleicht walten in dieser nicht nur die mechani¬
schen Kräfte. Vielleicht gibt es auch noch lenkende
Kräfte höherer Art, im Organischen zum Beispiel; und
die Seele ist wohl eine solche Kraft. —
Soweit die atomistischen Naturphilosophen, mögen sie
nun, was uns erst später angehen wird, „Mechanisten“
oder „Vitalisten“ sein.
Die andere große Hauptgruppe der Philosophen läßt die
Welt zwar auch „Erscheinung“ sein, arbeitet aber nicht
mit den harten Atomen, seien sie bloß mechanischen oder
auch lenkenden, seelischen Kräften unterstellt. Unsere
Welt sei Erscheinung „des Geistes“, sagen sie, ohne das,
was sie meinen, im einzelnen klarzulegen. Aber eben weil
sie vom Einzelnen gar keine Rechenschaft geben, es gar
nicht „erklären“ können, so haben sie nur Einfluß auf
schwärmerische, nicht aber auf wissenschaftliche Gemüter.
Ihr sogenannter „Idealismus“ wird erst fruchtbar, wenn
er sich mit den Ergebnissen der exakten, zergliedernden
Philosophie vermählt, was allerdings, wie wir sehen wer¬
den, sehr wohl geschehen kann. —
Die erste große Gruppe unserer Denker, um zu ihr wie¬
der zurückzukehren, kann manche wissenschaftliche Ent¬
deckung für sich ins Feld führen: Töne werden in der Tat
durch Luftschwingungen, also durch etwas Mechanisches,
in uns erzeugt, und dem, was wir Wärme nennen, liegt