122 Das Bewußtsein und seine Rolle in der Welt
selbst „die Gesellschaft der Freunde“ nennen, meine ich —,
welche wirklich bemüht sind, das Gute, das aus dem
Geiste fließen kann, zu verwirklichen, wo immer nur sie
können. Die kennen keine „Waffen“ und keine „Feinde“
und lassen uns ahnen, daß die gesamte Menschheit
eine „Gesellschaft der Freunde“ werden kann.
Und darauf käme es doch wohl an.
Denn daß ich selbst durch das mir im Bewußtsein an¬
gezündete „Licht“ — um mit Schopenhauer zu sprechen —
erlöst werden könne, das ist ein im tiefsten Sinne egoisti¬
scher Gedanke; es sei denn, man denke, was heute kaum
einer tut, an eine magische Wirkung der Erlösung
Eines auf die Erlösung Aller. Haben ja doch auch alle
großen selbst erlösten Lehrer des Sittlichen ihr Wissen
eben gelehrt, wohl wissend, welche Nöte ihnen gerade
das Lehren bringen werde. Die Versuchungsgeschichten,
welche von Buddha und Jesus berichtet werden, haben
die Schwere dieses Entschlusses zur Lehre zum Gegen¬
stand. —
Ein ganzes großes Gebiet des Wissens, das medizini¬
sche, kann bis jetzt den Anspruch für sich in Anspruch
nehmen, noch nichts Schlechtes für die Menschheit ge¬
wirkt zu haben — denn die Bakteriologie hat bis jetzt
wenigstens im Kriege noch nicht Verwendung gefunden,
wie die chemische und physikalische Technik es hat. Die
Medizin hat Krankheiten bekämpft, ja ausgerottet, große
Länder gesund gemacht, die Kindersterblichkeit ungeheuer
vermindert. Und sogar der Technik darf man ja, neben
vielem Bösen, das Gute nachsagen, daß sie den Menschen
dadurch, daß sie ihm leblose Sklaven, die Maschinen,
lieferte, von sehr viel notwendiger gröbster Arbeit ent¬
lastet und für Höheres frei macht.
Wenn man uns hier aber sagt, daß die Gesundheits¬
pflege, ohne es zu wollen, an der Übervölkerung der Erde
oder wenigstens zunächst einzelner Länder mitarbeite, so
erwidern wir, daß das nicht so zu sein braucht. Die Ge¬
burtenregelung steht auch in ihrer Macht; und hier den¬
ken wir nicht an künstliche Verhinderungsmittel, sondern