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„gemacht4*. Einige Philosophen haben zwar neuerdings
versucht, das Annehmen oder Verwerfen eines sogenannten
Urteilsinhaltes, also z. B. des Satzes „Die Erde dreht sich
um ihre Achse“, „2x2 = 4“, als ein freies Bejahen oder
Verwerfen hinzustellen und die Logik gleichsam zu einem
Teil der Ethik zu machen. Aber das ist sicherlich falsch, und
schon Spinoza hat klar gesehen, daß das Verstehen eines
Satzes und seine Annahme (oder Verwerfung) ein Akt
ist. Gewiß kann ich bewußt lügen „wollen“; aber das ist
doch etwas ganz anderes; das ist eine Handlung. Wenn
ich aber den Satz „Die Summe der Winkel eines Dreiecks
ist gleich zwei rechten Winkeln“ begriffen habe, so muß
ich unweigerlich „ja44 zu ihm sagen; das Jasagen ist nichts
Neues, das zum Begreifen hinzukäme. Und ebenso gehört
das „Nein“ unweigerlich zum „Begreifen“ des Satzes
„2x2 = 7“. Hier ist von „Sittlichkeit44, ja von Tun
überhaupt gar keine Rede; das steht hier gar nicht in
Frage.
Ganz ebenso ist es bei den verwickeltsten Denkgebilden:
ihr Begriffenwerden schließt ihre Annahme oder Ab¬
lehnung automatisch ein; und ebenso geschieht es auto¬
matisch, wenn ich sie für „wahrscheinlich“ halte, wie
z. B. den Satz, daß der Mars bewohnt sei. Das Unbewußte
mag mir hier gelegentlich einen Streich spielen; un¬
bewußte Wünsche oder Triebe mögen mir einen Satz
wahrscheinlicher erscheinen lassen, als er „objektiv44 ist.
Aber dieser Streich wird schon im Unbewußten gespielt;
dieses „präsentiert44 mir jenen Satz bereits mit einem
Tone der Wahrscheinlichkeit oder gar Sicherheit, den er
gar nicht verdient — alle religiösen Glaubenssätze ge¬
hören hierher. Sehr häufig durchschaue ich dann ja auch,
nach weiterer rein logischer Arbeit des Unbewußten, den
ursprünglichen Trick, wenigstens wenn ich ein „kriti¬
scher“ Mensch bin, und gebe schließlich einem Satz den
Grad der Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit,
der ihm gebührt.
Aber beim echten Wollen und Handeln, sei es nach
außen oder nach innen gerichtet, da möchte es anders