Die Eisen-Industrie des Saargebietes, deren heutige Massen-Production fast ausschließlich aus
Luxemburgisch-Lothringischen Erzen erzielt wird, verdankt ihren Ursprung dem Vorkommen thoniger
Sphärosiderite und rother Thoneisensteine innerhalb des Saarbrücker Steinkohlengebirges. In regel¬
mäßig anhaltenden schwachen Flötzen oder lager- und nesterweise in mehr oder minder wechselnden
Anhäufungen von sphäroidischen Nieren sich findend, treten diese Eisensteine an vielen Punkten des
Gebietes unmittelbar zu Tage und haben in Folge dessen schon früh die Aufmerksamkeit der Be¬
wohner des Landes auf sich gelenkt. Jedenfalls reicht ihre Verwendung zur Darstellung von metalli¬
schem Eisen bis in die Zeit der Römerherrschaft zurück, wie dies zahlreiche Römische Münzen be¬
weisen, welche zwischen den fast allenthalben auf den waldigen Höhen in der Nähe des Vorkommens
reicherer Eisenerze anzutreffenden sogen. „Heidenschlacken“ gefunden worden sind.
Daß es sich bei der Verarbeitung der Erze ursprünglich nur um eine directe Gewinnung
schmiedbaren Eisens in Luppenheerden oder niedrigen Schachtöfen mit Holzkohlenfeuerung gehandelt
haben kann, zeigen nicht nur die Beschaffenheit der erwähnten Schlacken, sondern auch die mehrfach
in deren Nähe nachgewiesenen Reste alter Schmelzstätten. Beispielsweise enthielt eine südöstlich des
Ortes Friedrichsthal zu Anfang des jetzigen Jahrhunderts unter dem Waldboden aufgedeckte derartige
Schmelzstätte neben Gezähen aller Art (Tiegeln, Zangen, Hämmern u. s. w.) und Holzkohlen nicht
nur halbgeschmolzene Schlacken- und Eisenkuchen, sondern auch völlig ausgeschmiedete Luppen*).
Urkundlich wird der Eisengewinnung im Saargebiete zuerst Erwähnung gethan in dem
„Rachtungsbrieff vnd Vertrag“ zwischen der Gräfin - Wittwe Elisabeth zu Nassau - Saarbrücken und
ihrem Lehnsmanne Friedrich Greiffenclau von Vollradt vom Donnerstag nach dem h. Dreikönigstag
1430, worin letzterer zu Gunsten der Lehnsherrschaft auf alle „isenschmitten vnd kolengruben“, welche
schon seine „altern“ in dem „Sin der dal vnd daumb“ gehabt, fernerhin Verzicht leistet**).
Von einer Eisenschmiede bei Wiebelskirchen, „vff der Oster gelegen“, handelt eine
Urkunde vom Mittwoch nach dem neuen Jahrstag 1514, durch welche Johannes, Eisenschmied von
Lichtenstein, Bürger zu Lautern, dein Grafen Johann Ludwig zu Nassau-Saarbrücken den seit Jahren
rückständigen Zins für die Eisenschmiede binnen 3 Jahren mit jährlich 20 Gulden abzutragen gelobt.
Durch Vertrag vom Montag nach Vincula Petri 1514 verleiht Graf Johann Ludwig die
nämliche Eisenschmiede mit Wassergang und Wiesen und allem vorhandenen Gezeug, sowie mitsamint
dem Eisenerz in der Grafschaft Ottweiler an Lux von Nassau und Johann von Lichtenstein gegen
den halben Ertrag in Erbpacht. Die Pächter sollen dem Grafen jährlich zu Pfingsten 10 Centner
Eisen, ferner den zehnten Wagen Eisenstein und von jedem Wagen Holzkohlen, die in der Grafschaft
*) Die unweit desselben Ortes Friedrichsthai im Jalire 1875 beim Bau eines Fahrweges nach der Steinkohlen¬
grube Maybach l1/* m unter den Wurzeln eines alten Eichenstammes aufgefundenen Eisenstücke zeigten die eigen-
thümliche, nach beiden Seiten spitz zugeschmiedete, vierkantige Form der im Alterthum gebräuchlichen Handels-Roh¬
luppen, wie sie L. Beck (Geschichte des Eisens, Bd. I. S. 533) von dem 1866er Funde zu Monzenheim in Rhein¬
hessen beschreibt.
**) Vergl. Haßlacher, Geschichtliche Entwickelung des Steinkohlenbergbaues im Saargebiete, in dieser
Zeitschrift, Bd. XXXII. B., S. 422, wo der in Rede stehende Vertrag vollständig abgedruckt ist.
Sonder-Abdruck aus der Zeitschr. f. Berg-, Hütten- u. Salinen-Wesen. XLIV.
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