vom Satan. — Nun eben. — Aber er müßte dieses Glück mit seiner
Neugier bezahlen. Der Preis wäre Bayle zu hoch. Das Elend, die
Verbrechen, das Chaos des menschlichen Lebens: es läßt sich nicht
bestreiten, daß all das das Werk des Satans ist. Aber andererseits
würde ohne ihn nichts geschehen und alles bliebe bewegungslos.
Es wäre eine Welt des Schweigens.
So ist es nicht sicher, ob nicht der Geist Bayles, wenn auch seine
Seele Frieden finden könnte, in ihm den Wunsch wach werden
ließe, an diesen Ort des Elends zurückzukehren — sei es auch nur,
um zu sehen, was inzwischen geschehen ist, und um sein Lexikon
fortzusetzen. Übrigens besteht keine Gefahr, daß er sich auf seiner
Flucht verirren und, von seiner Neugier getrieben, zur Hölle hinab¬
steigen könnte. Schließlich zieht nicht der Teufel ihn an, sondern der
Mensch. Die Fortsetzung des menschlichen Possenspiels ist es, die
er gern kennenlernen möchte, um darin die Streiche zu entdecken
und festzuhalten, die während seiner Abwesenheit der Satan uns
gespielt hat.
Vielleicht wäre eine andere Gefahr mehr zu fürchten: daß nämlich
Bayle seinen Aufenthalt auf der Erde allzu lang ausdehnen und
darüber den Himmel vergessen könnte! Aber es deutet alles darauf
hin, daß es so nicht kommen wird, und daß er eines Tages von
neuem Lust bekommen wird, sich wieder Gott zuzuwenden — dessen
akkreditierter Reporter er inzwischen sein wird —, um ihm zu er¬
zählen, was hienieden passiert, und ihm das Neueste vom Satan
zu berichten. Und wer weiß, ob nicht der Tag kommen wird, da
Bayle das Wunder vollbringt, Gott und den Teufel miteinander zu
versöhnen — daß es seiner ganz und gar menschlichen Neugier
gelingt, die beiden Gegensätze zu vereinen und aufzuheben, die die
Welt spalten: das Gute und das Böse!
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