Full text: Unter den Brücken der Metaphysik

wie ich sie nur bei ihm gesehen habe, eine Kochplatte oder einen 
elektrischen Wasserkessel mit wachsam schrägem Blick zu beobach¬ 
ten, wie man ein kleines wildes Tier anblickt. Ein Gashahn, der 
anfing zu pfeifen, genügte, ihn in Schrecken zu versetzen: und 
wenn Alix nicht da war, lief er sofort zu uns — denn wir bewohnten 
damals zwei nebeneinanderliegende Ateliers —, um sich Rat zu 
holen. 
Und doch strahlte dieser ängstliche Mann, den zuweilen ein Kind, 
ein Tier, ein Unwissender einschüchterte, Zuversicht aus. Sobald 
er da war, fühlte jeder sich beschützt; aber beschützt bedeutet 
wenig: größer, mutiger, zu allem fähig. Ob in einer Kneipe, in der 
Redaktion, in einem Palais: er bestärkte jeden in seiner Würde. 
Es wäre uns nie in den Sinn gekommen, auf den ungewöhnlichen 
Reichtum und auf die Vielfalt seiner Gedanken eifersüchtig zu 
sein, und er besaß, glaube ich, jenes Zartgefühl, das den schüchter¬ 
nen Menschen — den Besten der Schüchternen — eigen ist, die nie 
einen anderen einschüchtern. 
Dieses Buch erscheint also ungefähr so, wie Groethuysen es zuerst 
beabsichtigte. Ich habe mir lediglich, im Einvernehmen mit Alix 
Guillain, erlaubt, den Titel hinzuzufügen, den Essay über Bodin, 
den Groethuysen in der Zwischenzeit vollendet hatte, und eine 
Jugendschrift, die 1910 entstanden sein muß: Das Kind und der 
Metaphysiker * — den meines Wissens einzigen Text, in dem 
Groethuysen offenherzig von sich selbst spricht, wenn auch unter 
dem Namen Sörei> Kierkegaard (und Groethuysen konnte sich sehr 
wohl unter dem Mann erkennen, der sich gern als »problematischen 
Menschen« bezeichnete); dieser Essay kann, so wie er ist, recht 
gut die Stelle des Vorworts einnehmen, das unser Freund vor 
seinem Tod nicht mehr schreiben konnte. Besser als diese kleine 
* Übersetzt von Alix Guillain. — Anmerkung des Übersetzers: Da sich 
unter den nachgelassenen Papieren das deutsche Original nicht mehr auf¬ 
finden ließ, blieb keine andere Wahl, als den Text aus der französischen 
Fassung ins Deutsche rückzuübersetzen.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.