Full text: Unter den Brücken der Metaphysik

des Gedankens zu Hause und fühlte sich dort in selbstverständlicher 
Weise wohl, wie jeder von uns in seinem Körper ungezwungen 
zu Hause sein kann. 
Groethuysen in seinem Atelier 
Groethuysen hatte in seinem Ausdruck etwas Gewittriges und 
Heftiges, was vielleicht daher kam, daß die Gesichtsmuskeln, im 
Gegensatz zu den Körpermuskeln, von vornherein den Eindruck 
trainierter Kraft vermittelten. Die Braue wirkte barbarisch wild. 
Die Augen in ihrer Höhle, zwischen grün und silbergrau, waren 
stets auf dem Sprung, hin und her zu tanzen und zu blinzeln. Das 
Gestrüpp der Kopfhaare und des Bartes nahm dem bleichen, sich 
ständig wandelnden Gesicht die feste Gestalt. 
Alles in allem: nichts in seinen Zügen ließ auf die geringste Sanft¬ 
mut schließen. Und doch habe ich dieses Gesicht, das so dazu ge¬ 
schaffen war, sich zu verdüstern, nie unzufrieden oder haßerfüllt 
gesehen. Die Güte — eine große, warme und sichere Güte — blieb 
bei ihm ganz spontan. 
Er sprach im Auf- und Abgehen in seinem Atelier, einen Schal um 
den Hals. Ob er in Unterhosen war, einen Schlafanzug oder Hosen 
anhatte (die er manchmal zuzuknöpfen vergaß), immer sprach er 
mit der gleichen Lebhaftigkeit und rauchte dazu ununterbrochen 
schwarze Zigaretten (wenn es welche gab), und während der Be¬ 
satzungszeit Eukalyptus oder Zigaretten aus einer eigenartigen 
Kräutermischung, die Alix jeden Abend drehte. Die herunterfal¬ 
lende Asche zeichnete auf seinem Jackett Quellen und Wolken, 
eine Art Tintenträume, die die aufmerksame Alix wegschüttelte; 
manchmal (beim Eukalyptus) gab es auch kleine Brände, und alle 
beschäftigten sich damit, sie zu ersticken. Und man hatte den un¬ 
bestimmten Eindruck, sein Gesicht würde, wenn er einem noch 
etwas näher käme, zu gewaltig werden, um noch ganz glaubhaft 
zu sein. 
Er jedoch mißtraute den Dingen aufs äußerste. Er hatte eine Art, 
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