Full text: Unter den Brücken der Metaphysik

VI 
Der Leser möchte keine Romanfigur sein, 
er hängt zu sehr an seiner Existenz 
der aütor: Sie sind früh dran. Ich hätte Ihnen eine Frage zu stel¬ 
len. 
der leser: Welche? 
der autor: Ich möchte wissen, welchen Bezug das, was Sie von 
Ihrem Traum gesagt haben, auf meinen Roman hat. 
der leser: Ich will es Ihnen erklären. In meinem Traum spreche 
nur ich. Sind wir uns einig? 
der autor: Es war niemand da, der für Sie hätte sprechen können. 
der leser: Aber in meinem Traum treten viele Personen auf. 
der autor: Ich unter anderem. 
der leser: Und noch andere, von denen ich Ihnen nichts gesagt 
habe. Alles, was diese Personen betrifft, habe ich er¬ 
funden. 
der autor: Sonst hätten Sie nicht geträumt. 
der leser: Aber wie steht's mit ihren Worten? 
der autor: Sie sind nicht von ihnen gesagt worden. 
der leser: Aber jemand hat gesagt, was sie gesagt haben. 
der autor: Und dieser Jemand sind Sie? 
der leser: Ja, ich. 
der autor: Sie haben sich also nicht erfunden? 
der leser: Jedenfalls nicht, soweit ich spreche. Denn ich habe mir 
eingebildet, viele Dinge zu tun, die ich nicht getan habe. 
der autor: Man spricht also im Traum, aber man träumt nicht, 
man spreche? 
der leser: Ja, man träumt seine Worte nicht, auch nicht die Worte 
der andern, die man sprechen hört. Man sagt sie. 
der autor: Jedes Wort ist also das Ihre? 
der leser: Alles, was gesagt wurde, habe ich gesagt. 
der autor: Auch die schrecklichen Sachen, die Sie mir unterschie¬ 
ben? 
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