stein Dank dafür sagen, daß er sie angeregt hat. Aber
seine Theorie wird dadurch auch nicht irgendwie gestützt,
geschweige denn „bewiesen“, weil eine phänomenologisch
unmögliche Theorie überhaupt durch nichts „gestützt“
werden kann. Man muß die interessanten Beobachtungs¬
ergebnisse irgendwie zu erklären versuchen, aber nur
nicht so, wie Einstein es tut.
Einstein ist ein Kind seiner wissenschaftlichen Umwelt,
und das heißt bei einem Physiker der Jetztzeit: er ist im
Banne der funktional-mathematischen, im Gegensatz zur
kausal-naturlogischen, Weltauffassung. Die Mathematik ist
der Gott der Physiker unserer Zeit, von wenigen Aus¬
nahmen abgesehen. Man sieht nicht, daß man mathematisch
immer nur quantitative Begleiterscheinungen der Natur¬
phänomene fassen kann, aber nie ihre ganze Fülle. Schon
der Begriff der Ursächlichkeit überhaupt ist mathematisch
unfaßbar; er ist aber ein berechtigter Begriff, welcher
mehr besagt als nur „eindeutige Bestimmtheit“, welche
allein mathematisch fixiert werden kann. Den großen
Unterschied zwischen Kausalität und bloßer „funktionaler“
eindeutiger Zuordnung kann man schon daraus entnehmen,
daß jedes Funktionalverhältnis sich umkehren läßt, ein
Kausalverhältnis aber nicht.
Mach war der Vater der funktionalen Physik, die von
Einstein in ihre letzten, nur noch Mathematik kennenden
Konsequenzen getrieben worden ist. Da ist es denn doch
recht interessant zu erfahren, daß gerade Mach, trotz
seiner Vorliebe für akausale Betrachtungen, die Relativitäts¬
theorie ausdrücklich abgelehnt hat, was ihm die radi¬
kalen Einsteinianer sehr übel genommen haben.
Lenard hat sich der Relativitätstheorie gegenüber auf
den „gesunden Menschenverstand“ berufen. Diese Berufung
ist, wörtlich und eng verstanden, nun zwar etwas gefähr¬
lich, Wenn der „gesunde Menschenverstand“, im üblichen
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