des allgemeinen endgültigen Wesen-Habens, nicht verstanden.
Dieses „Haben“ von Wesen ist nicht „Sehen“, ist viel
mehr als Sehen, und zwar sogar, ehe die reflektierende
Analysis, die uns den Raum als ausgezeichneten einfachsten
Fall erkennen läßt, einsetzt.
Gesehener Raum und rein wesenhaft geschauter
Raum sind also zweierlei Gegenstände.
Der rein wesenhaft geschaute Raum und der Raum
der empirischen Wirklichkeit, insofern sie Natur (nicht
Innenleben) ist, oder kurz der Naturraum, sind aber
dasselbe Ding!
Denn alles, was ich von „Natur“ weiß, geht letzthin
zurück auf ganz unmittelbar bewußt Erlebtes, soweit
dieses irgend ein Raumeszeichen an sich trägt, also „hier“
oder „dort“ ist, „so groß“, „so lang“, „von hier nach dort
bewegt“ usw. Kurz: Alle letzten Data für unser Wissen
um Natur sind Aussagen darüber, daß „Jetzt — Hier —
ein Solches ist“ oder, ganz kurz: Aussagen von der Form
„Jetzt — hier — so“.
Der Naturraum also ist der allgemeine rein angeschaute
Raum, ausdrücklich als „dieser Eine fest fixierte“ ange¬
sehen oder auch als „dieser Eine mit diesem (praktisch
freilich nicht bestimmbaren) festen Bezugssystem (Koor¬
dinatensystem)“.
Weil nun also der Naturraum der allgemeine rein
angeschaute Raum, unter bestimmtem Gesichtspunkt be¬
trachtet, ist, und weil für den allgemeinen rein angeschauten
Raum die euklidische Geometrie mit absoluter Wesens¬
evidenz gilt, so gilt auch für den Naturraum die
euklidische Geometrie mit absoluter Wesensevi¬
denz, und die Frage, „ob“ wohl die euklidischen Axiome
für den Raum der Physik gelten möchten oder nicht, ist
von vornherein eine Frage ohne jeden Sinn. Ich
Driesch H., Relativitätstheorie und Philosophie. 4
45