Seltsam ist, daß man nicht merkt, wie man hier eine
Relativbewegung, nämlich die von A zu B, zu einem
Etwas mit Absolutheitseffekt macht. Denn nicht ja
heißt es, daß die Vorgänge und Zustände auf A „schein¬
bar“ für B da seien, solange A sich bewegt, in welchem
Falle sie sich ja auch auf der Rückreise, ebenfalls schein¬
bar, ausgleichen müßten. Sie sind absolut da, auch
wenn A und B wieder beieinander liegen1. Auch
ist durchaus nicht von einer Reziprozität die Rede, also
nicht davon, daß für B ein Schein mit Rücksicht auf A
bestehe, welcher auch für A mit Rücksicht auf B da sei.
Wir haben hier also die Lorentz'sche Verkürzung; nur
nicht als rätselhaftes empirisches Sonderdatum, sondern
als angebliche reale Folge aus dem Bewegungsbegriff! —
Um allmählich zu dem zu gelangen, was unseres Er¬
achtens auf dem Gebiet der speziellen Relativitätstheorie
gesichertes Gut ist —- und es gibt gesicherte Wahrheit
in ihrem Rahmen, wenn sie auch nicht allzuviel bedeutet —
wollen wir selbst zunächst einmal „in Gedanken experi¬
mentieren“.
An erster Stelle erwäge man dieses, was ich seltsamer¬
weise bei keinem Relativitätstheoretiker erwogen fand:
Wir kehren zu unserem Beobachter in seinem großen
Glaswagen zurück (S, 11). Er ruht zuerst relativ zur Licht¬
quelle und bestimmt unweigerlich c= 300000- Dann be¬
ginnt seine Bewegung von der Lichtquelle weg mit, sagen
wir, 100000 Kilometern in der Sekunde. Er verkündet
wieder, so sagt die Theorie: „Mein c, also das c, ist
= 300000 km/sec.“
1 So in besonderer Schärfe bei Born, Die Relat-Theorie,
2. Aufl., 1921, S. 190 ff. Zu Seite 189 dieses Buches möchte ich
übrigens bemerken, daß es zwar keine „scheinbaren Wurstscheiben“,
wohl aber scheinbare Wurstquerschnitte geben kann!
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