Denn jeder Ort im Raume „ist" eben der Ort, welcher
er ist, mag er „absolut" als immer derselbe Ort nach¬
gewiesen werden können oder nicht; der Ortswechsel, die
Bewegung von M nach JV, „ist“ also auch immer dieser
eine bestimmte Ortswechsel; die Geschwindigkeit, das heißt
der Betrag des Ortswechsels in der Zeiteinheit „ist" auch
immer dieser bestimmte- Eben deshalb muß das, was
relativ zu einem B eine bestimmte Geschwindigkeit besitzt,
relativ zu einem C, das zu B relativ mit bestimmter Ge¬
schwindigkeit bewegt ist, eine andere Geschwindigkeit
haben. Wollte man sagen, ein A habe zu einem B und
zu einem relativ zu B bewegten C dieselbe Geschwindig¬
keit, so würde man behaupten, daß A gleichzeitig in der
Zeiteinheit die Strecke von M bis N und die Strecke von
M bis zu einem P durchlaufe, daß also die Orte im Raum N
und P verschiedene Orte und auch dieselben Orte
seien. Das widerspricht dem sogenannten Satze vom
Widerspruch, besser von der „doppelten Verneinung“, an¬
gewandt auf den Raum. Nach diesem Satze ist der Ort IV
nicht der Ort Nicht-A^, also auch nicht der Ort P.
Gegen diesen fundamentalen, aus dem Wesen des
Bewegungsbegriffs entspringenden Satz fehlt die spezielle
Relativitätstheorie Einsteins in der üblichen orthodoxen
oder, besser vielleicht, populären Fassung, denn da behaup¬
tet sie, daß das bewegliche Etwas, welches wir Licht
nennen, so beschaffen ist, daß es gegen ein B und zu¬
gleich gegen ein relativ zu B bewegtes C dieselbe
Geschwindigkeit besitzt.
Und zwar behauptet sie das im Sinne eines „es ist“,
also, kurz gesagt, als Seinsaussage, nicht etwa als
Aussage über mögliche Bestimmbarkeit, wobei das Wort
„Seinsaussage“ natürlich nicht auf Metaphysisches, son¬
dern auf das, was man empirische Wirklichkeit nennt,
gehen soll.
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