Maßstäbe täuscht sich der Beobachter B in seinem gegen
die Lichtquelle bewegten Glaskasten, glaubt er eine richtige
Messung auszuführen, was er gar nicht kann. Sondern
Einstein sagt: „Das“ Licht hat tatsächlich immer die Ge¬
schwindigkeit c = 300 000, ganz gleichgültig, ob diese relativ
zu einem im Verhältnis zur Lichtquelle ruhenden oder
relativ zu einem im Verhältnis zu ihr irgendwie trans¬
latorisch gleichförmig bewegten Systeme, jeweils von dem
in Rede stehenden System selbst aus, bestimmt wird.
Ein Absolutheitsbegriff — (in dem oben festgelegten
Sinne des Wortes „absolut“) — wird hier eingeführt, eine
Seinsaussage wird gemacht: es „ist“ so im Sinne empi¬
rischer Realität. Zu c, als der Fundamentalkonstante
aller Physik, kann nichts hinzuaddiert werden,
weder positiv noch negativ; sie ist eine „Geschwindigkeit“,
die anders als jede andere geartet ist.
Freilich wird die Paradoxie dadurch gemildert, daß die
verschiedenen Systeme mit verschiedenen Maßen messen
sollen, wie bei Lorentz. Aber sofort ist eine neue Para¬
doxie auf dem Plan. Es wird nämlich zwar, abweichend
von Lorentz, die Verschiedenheit der Maße nicht als rätsel¬
haftes empirisches Faktum angesehen, aber als real gilt sie
auch, sogar in ganz fundamentalem Sinne. Sie soll eine
gleichsam ontologische Folge des Begriffs der relativen
Geschwindigkeit und doch auch faktisch-physikalisch, also
z. B. als empirisch reale Verkürzung des „Meters“ aus¬
geprägt sein.
3, Die Kritik. Wir wollen nun zunächst von der Ein-
stein’schen Maßstabverkürzung ganz absehen und den Satz,
daß die Lichtgeschwindigkeit eine ganz besondere Art von
Geschwindigkeit sei, rein wörtlich nehmen.
In der Tat wird ja populär die Theorie sehr häufig so
ausgesprochen. Eine ganz einfache Betrachtung zeigt aber,
daß diese populäre Form der Theorie gegen das logische
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