Man wird vielleicht fragen, wie denn eine Verschieden¬
heit der Geschwindigkeit des Lichts in den verschie¬
denen Richtungen der bewegten Kugel in Betracht kommen
könne, wenn der Äther als absolut ruhend angenommen
wird; es müsse, wird man sagen, in diesem Falle doch die
Geschwindigkeit des Lichts nach allen Seiten hin gleich
sein. Das ist sie auch in Bezug auf ein mit dem absolut
ruhenden Äther ruhendes Koordinatensystem. Aber das
kommt nicht in Frage. In Frage kommt vielmehr, wie sich
die Geschwindigkeit des Lichtes auf den verschiedenen
einander gleichen Radien der Kugel zu einem mit der
Kugel bewegten Koordinatensystem verhält. Und da muß
man eben, wenn man Ruhe des Äthers voraussetzt, erwarten,
daß diese Geschwindigkeit in den verschiedenen Radien
verschieden sei. „Geschwindigkeit“ ist der Weg in der
Zeiteinheit, und diesen Zeiteinheitsweg würde eben der
mit der Kugel forteilende, das Bezugssystem der Koor¬
dinaten gleichsam in sich tragende Beobachter in den ver¬
schiedenen Radien der Kugel verschieden finden: in der
Zeiteinheit durchläuft das Licht auf den verschiedenen
Radien der Kugel verschieden große Strecken, oder, was
auf dasselbe hinauskommt, es braucht eben verschiedene
Zeit, um auf den verschiedenen Radien die Einheit, also
etwa 1 Zentimeter, zu durchlaufen. Wir können auch
kurz sagen, daß zwar der Kugelweg auf den verschiedenen
Radien der Kugel immer derselbe, der Ätherweg aber ein
verschiedener sei.
Wir haben jetzt in etwas schematisierter Weise aus¬
einandergesetzt, was der Michelson'sche Versuch eigentlich
will und was er als Resultat zu finden erwartet. Er will
prüfen, ob sich in Bezug auf eine bewegte Kugel das
Licht in den verschiedenen Richtungen derselben mit ver¬
schiedener Geschwindigkeit fortpflanzt oder nicht, und er
erwartet das Erste,
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