80
Intuition und Positivismus.
(essentia) dieser Kombinationen kann für sich, d. h. un¬
abhängig von hic et nunc ihres Verwirklichtseins betrachtet
werden (Husserls „Einklammerung“).
Die realisierten Kombinationen von Urbedeutungen,
deren Realisation nur Erfahrung im engeren Sinne des
Wortes lehren kann, sind nun stets nur einige aus der
großen Fülle der logisch möglichen Komplexe von Ur¬
bedeutungen: alles, was uns Märchen und Sagen erzählen,
wäre auch „möglich“ und würde sich auch aus den Ur¬
bedeutungen aufbauen lassen. Aber „es gibt das nicht“.
Die Phänomenologen, zumal die jüngsten, tun nun so,
als müsse es erstens gerade die empirisch realisierten Kom¬
binationen von Urbedeutungen empirisch „geben“, und
als erfaßten sie zweitens sowohl Sosein- wie Dasein-Müssen
unmittelbar mit einem Schlage, und nicht als Ergebnis
langer intellektueller Irrfahrten. Das gilt zumal vom
„Ding“ und vom „Du“.
Damit schreiben die Phänomenologen dem Ich ein ganz
neues, sonst nicht irgendwie bekanntes Schauens-
vermögen zu.
Nun bin gerade ich durchaus nicht abgeneigt zuzu¬
lassen, daß es noch unbekannte Schauens- oder besser
Wissenswege geben möchte, ja, ich stehe dem, was in
diesem Lande Psychical Research genannt wird, sehr posi¬
tiv und sympathisch gegenüber.
Aber ein solches Vermögen muß in Strenge na eh ge¬
wiesen sein und darf, z. B. angesichts von Telepathie
und Gedankenlesen, erst dann als neues elementares Ver¬
mögen zugelassen werden, wenn alle Möglichkeiten, mit
schon bekannten „Vermögen“ auszukommen, erschöpft
seien.
Von solchem Nachweis ist nun bei den Phänomenologen
gar keine Rede. Sie behaupten einfach, sie prüfen gar