Full text: Philosophische Gegenwartsfragen

Rationalität und ihr Gegensatz. 
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schon, setzen diesen Begriff beiseite, vorausgesetzt, daß 
sie ihn überhaupt in seiner großen Bedeutung sehen. Die 
sogenannten Positivisten, z. B. der Wiener Schule, sehen 
ihn wohl implizite, machen sich aber seine Bedeutung 
nicht klar, übersehen zumal, daß mit ihm das Sein der 
ISatur in der einen Zeit und dem euklidischen Raum ein 
für allemal gesetzt ist. So kommt es zu ihrer Verwechs¬ 
lung von (empirischem) Sein und Bestimmbarsein — ganz 
abgesehen von der dogmatischen mechanistischen Fest- 
legung. 
Ich gehe nun dazu über, auch an dieser Stelle kurz dar¬ 
zulegen, was ich unter Rationalität verstehe. 
5. Rationalität und ihr Gegensatz. 
Rational ist etwas erfaßt, sobald es irgendeinem Ord¬ 
nungstypus, sei es auch in sehr vorläufiger, bewußt hypo¬ 
thetischer Weise, irgendwie zugeordnet ist. Ratio heißt das 
Vermögen meiner Seele zu ordnungshafter Erfassung. 
Wir wissen, daß der Begriff „rationale Seele“ selbst ein 
Ordnungsbegriff ist, den Ich intuiere als ordnungsstiftend. 
Die Ratio arbeitet im Wege positivistischer In¬ 
tuition. 
Auch die Parapsychologie, die Lehre vom Unterbewußt¬ 
sein, ja für den, der ihn annimmt, der Spiritismus, sind 
also rational, sobald irgendeine Ordnungsaussage im Be¬ 
reich dieser Dinge gemacht wird. Ganz und gar nicht 
sind diese Dinge irgendwo verknüpft mit irgendwelcher 
Schau „absoluten Wesens“ und erst recht sind sie nicht 
„Mystik“; sie sind Objekt für wissenschaftliche, und 
das heißt eben rationale, Erforschung. 
Das soll nun nicht etwa heißen, daß hier restlos und 
endgültig ordnungshaft erfaßt werde. Aber auf kei¬ 
nem Gebiete des Empirischen wird ja doch rest¬
	        
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