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Intuition und Positivismus.
teriellen Methoden“, aber—mit unbefangenem Geist.
Sowie er in den „materiellen“ Methoden ohne weiteres
physikalisch-chemische Methoden sieht, d. h„ sowie er
diese Methoden ansieht in der ausgesprochenen Erwar¬
tung, es müsse als Ergebnis der Untersuchung irgend¬
eine Kombination physikalischer Fakten im engeren
Sinne des Wortes — („physische“ Fakten sind es natür¬
lich) — herauskommen, hat er sich selbst die ganze Sache
verdorben.
Der so sehr langsame Fortschritt der wahrhaft biolo¬
gischen Erkenntnis in den letzten Jahrzehnten stammt
ganz vornehmlich daher, daß die Biologen, mit wenigen
Ausnahmen, aufgehört haben, biologisch, in unbe¬
fangener Weise, zu fragen, daß sie die „Maschinen¬
natur“ des Organismus immer voraussetzen und dann —
Goethes „Regenwürmer“, d. h. ein paar Nebensächlich¬
keiten, finden, aber keine „Schätze“1).
Gewiß hat sieh die Biologie im ganzen außerordentlich
gewandelt, wenn man ihr heutiges Aussehen mit dem vor
40 Jahren vergleicht: experimentelle Morphologie, damals
ganz und gar verpönt und ihren wenigen Vertretern alles
andere als Ruhm eintragend, und vergleichende Physio¬
logie beherrschen das Feld. Aber die eigentlich biologi¬
schen Eigenprobleme sehen auf dem zweiten Felde doch
nur Uexküll und wer irgendwie von ihm herkommt;
auf dem ersten aber hat die Vererbungslehre die Beschäf¬
tigung mit dem Grundproblem, der individualen Form¬
bildungsphysiologie, fast ganz verdrängt, und auch wer
vererbungstheoretisch arbeitet, hält sich an das biologisch
Nebensächliche, den Mendelismus und die Gene, und geht
an der Grundfrage vorbei.
Wo hat ein Problem wie die „äquifinale Regulation“,
Hierzu vgl. den Zweiten Hauptteii, Abschnitt A, dieser Schrift.