Full text: Philosophische Gegenwartsfragen

Beziehungen zur Wiener Schule. 
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Begriffe: „prospektive Bedeutung“, „prospektive Po¬ 
tenz“, „äquipotentielles System“,„harmonisch-äquipoten¬ 
tielles System“, „primäre und sekundäre Regulation“, 
„Harmonie“ usw., gewonnen. 
Alle diese Begriffe enthalten gar nichts Hypotheti¬ 
sches, sie sind Sachverhaltsfixierungen in Worten. Das 
alles, was sie besagen, „gibt es“ eben im Organischen. 
Und gleiches gilt von den Begriffen „historische Re¬ 
aktionsbasis“ und „Individualität der Zuordnung“ auf 
dem Boden der begrifflichen Analyse der Handlung in 
„behavioristischem“ Rahmen. 
Man zeige mir die Erfüllung dieser biologisch erwachse¬ 
nen Begriffsschemata auf nicht biologischem Boden -— 
dann will ich zufrieden sein. Keiner hat mir diese Er¬ 
füllung bisher gezeigt. Man postuliert immer nur und ver¬ 
tröstet auf die Fortschritte der Physik; oder aber man 
arbeitet mit Analogien von der äußerlichsten Art, etwa 
mit „physikalischen Ganzheiten“ — welche keine „Ganz¬ 
heiten“ sind1). 
G. Wolff hat einmal gesagt, das onus probandi in 
Sachen des Mechanismus komme doch eigentlich den 
Mechanisten zu. Sie hätten zu zeigen, daß sie das Or¬ 
ganische, Formbildung und Handlung zumal, mechani¬ 
stisch tatsächlich verstehen können —, und nicht ein¬ 
mal angesichts der harmlosesten Lebenserscheinungen 
haben sie das vermocht. 
An früherer Stelle in dieser Schrift, und auch sonst 
schon oft, ist von mir gesagt worden, daß selbstver¬ 
ständlich der biologische Experimentator nur im Wege 
der Veränderung materieller Bedingungen praktisch 
arbeiten könne, weil der Organismus eben ein „materi¬ 
elles System“ ist. Er muß also arbeiten zwar mit „ma- 
5) Annal. d. Phil. 5, 1926, S. 1.
	        
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