38
Intuition und Positivisraus.
gar nicht in Frage kommt. Es gibt eben neben den Daten
von der Form Jetzt-Hier-So auch, bei ganz anderer „Ein¬
stellung“, sozusagen, des erfassenden Ich, Data, welche
die Form Ich-Jetzt-So (ohne „Hier“!) haben, und auf ihrer,
nur auf ihrer Verarbeitung ruht Psychologie.
Alles Fremdseelische aber wird, auf Grund der Ergeb¬
nisse der reinen, echten Psychologie per analogiam ge¬
deutet.
In seinem Werke „Das Kausalgesetz und seine Grenzen“
(1932) ist Ph. Frank eingehender, als es sonst in den
Kreisen der mathematisch-physikalischen Denker üblich
ist, auf meinen sogenannten Vitalismus (ich selbst rede ja
von einer „Autonomie des Lebendigen“) zu sprechen ge¬
kommen.
Als „möglich“ läßt er ihn, auf S. 114 seines Werkes, zu;
freilich will er dann das, was ich in vorsichtig neutraler
Ausdrucksform „Entelechie“ nenne, durchaus als See¬
lisches im eigentlichen engen Sinne, also als dem bewußten
menschlichen Ich wesensgleich, gefaßt wissen. Er scheint
davon auszugehen, daß nur empirisch seinem Wesen nach
Bekanntes zu Erklärungen verwendet werden dürfe; sol¬
ches seien aber nur die Faktoren der Physik und die
menschliche Ich-Seele. Nun ist das Bestreben, stets nach
einer Causa vera zu suchen, gewiß berechtigt. Aber wie,
wenn man sie eben nicht findet und nun doch etwas
„da sein“ muß, will man das Postulat der eindeutigen
Bestimmtheit retten? Dann muß doch wohl ein X als
do-seiend eingeführt werden, mag sein Sosein, das ich
übrigens immerhin als seelen„artig“ bezeichnet und dem
Seelisch-Unbewußten der Psychologie verglichen habe,
noch so dunkel sein. Oder denkt Frank, wir kennten die
Welt so vollkommen, daß neues Elementare, neben Materie
und Ich-Seele, a limine abzuweisen sei?