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Intuition und Positivismus.
Teil von Ko eh ler selbst gebilligten) Einwände1) gegen
die Verwendung dieses Begriffs einzugehen.
Es wird einfach dekretiert, im Biologischen handle es
sich „lediglich um eine komplizierte Form von Kausal¬
gesetzlichkeit41 nach „physikalischem Typ“. Woher
weiß man das?
Unter „physikalischem Typ“ wird verstanden die „Be¬
stimmtheit alles Geschehens durch die jeweilige Gegen¬
wart (bzw. auch durch die jüngste Vergangenheit, d. h, also
auch durch die zeitlichen Ableitungen der Parameter)“.
Das ist an und für sich eine gute Definition dessen, was
wir „mechanisch“ im weitesten Sinne nennen. Aber daß
dieser „Typ“ nicht genügt, zeigen ja meine Beweise des
Vitalismus, zunächst morphogenetisch, sodann durch be-
havioristische Analyse der menschlichen Handlung, wobei,
im zweiten Fall, gerade die Erwägung, daß nicht „die
jeweilige Gegenwart bzw. die jüngste Vergangenheit“ das
Geschehen bestimmt, eine besonders ausgezeichnete Rolle
spielt.
Ich möchte wohl wissen, woher man eigentlich den Mut
nimmt, die mechanische Auflösung des Vitalen als „wahr¬
scheinlich“ zu bezeichnen, wo doch heute nicht einmal
ein einziger kleinster physiologischer Lebensvorgang rest¬
los mechanisch verstanden ist, von den morphogenetischen
Vorgängen ganz zu schweigen. Geglaubt wird hier — das
ist alles, und Uexküll scheint mir das rechte zu treffen,
wenn er einmal sagt, daß wahrlich die Weltanschauung
der Fidschiinsulaner der Wahrheit näher komme als der
biologische Mechanismus.
Carnap1 2) rechnet auch meine „Entelechie“ zu den
1) Annalen d. Phil. 5, 1926, S. 1.
2) Erkenntnis, II, 1932, S. 237. Ich will nicht unterlassen, zu bemerken,
daß ich die Kritik, welche Carnap an Heideggers seltsamer Metaphysik
übt, von Anfang bis zu Ende unterschreibe.