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Intuition und Positivismus.
dogmatischen „Behavioristen“, sogar soweit1), psycho¬
logische Begriffe, ja das Wort „Vorstellung“ als „Rest
einer teilweise mythenartigen Betrachtungsweise“ hinzu¬
stellen. Hat aber doch, im Kreise jener Positivisten selbst,
Carnap es in seinem Logischen Aufbau der Welt aufs
klarste ausgesprochen, daß das unmittelbar Erlebte der
Ausgang von allem sein muß. Aus ihm, füge ich hinzu,
erwächst dann der Begriff der (als „gleichsam selbständig
gemeinten“) Natur als Ordnungsbegriff, und erst recht
alles weitere die Natur Angehende. Das sind Gegenstände
zweiter Stufe, die stets auf denen der ersten ruhen.
Ich selbst habe immer wieder betont, daß all unser
Wissen um Natur, einschließlich des Organischen und
des Gebahrens des „anderen Menschen“ — (das dann
„fremdseelisch“ gedeutet wird) — ausgehe von Jetzt-
Hier-So-Daten, also, im Rahmen des Begriffs Natur, von
unserem Wissen von „Materie“, ihrer Verteilung und ihrer
Veränderung im Raum. Hier sind wir auch wieder völlig
einig; auch die „phänomenologische“, angeblich unmittel¬
bare Erfassung des „Du“ lehnen wir gemeinsam als gänz¬
lich unerwiesene Mystik ab — (trotz aller Parapsycho¬
logie, meinerseits). Aber für einen allgemeinen Mechanis¬
mus ist damit doch nicht das geringste ausgemacht. Es
ist wirklich auch nicht der leiseste Grund zu der Ansicht
gegeben, daß „Mechanismus“, im weitesten Sinne des
Wortes, die alleinige Ordnungsform in der Natur sein
müsse. Möchten die Positivisten hier doch an James
denken, der sogar (sehr gute) parapsychologische Abhand¬
lungen geschrieben hat. —
Reichenbach, der ja der sogenannten Wiener Gruppe
nahesteht, ist jüngst* 2) ausdrücklich auf das vitalistische
x) Erkenntnis, I, 1930, S. 37.
2) Ziele und Wege der heutigen Naturphilosophie, 1931.