184
Logische Probleme.
Aufgabe, die sich dieser Abschnitt gestellt hatte, erledigt.
Kurz sei aber auch an dieser Stelle1) zum Schlüsse noch
auf die Übertreibungen der heute so beliebten „Sozio¬
logie“ der Wissenschaft hingewiesen, denn solche Dinge
können gar nicht oft genug gesagt werden. Es ist einfach
nicht wahr, daß der theoretische Philosoph und der theo¬
retische Forscher hinsichtlich ihrer Lehren ein Produkt
der ökonomischen Struktur der Umwelt seien. Jedenfalls
sind sie es nicht insoweit, als der Erwerb eigentlichen
sicheren Wissens in Frage kommt. Nur hinsichtlich
luftiger Hypothesen auf dem Gebiete der Geschichts-
nnd Kult;ur-„Philosophie“ mag jene Ansicht zu Recht
bestehen, mag es etwa „bürgerliche“ und „proletarische“
Gedankengebilde geben. Sie sind aus Wünschen geboren,
und diese freilich wieder zum Teil aus ökonomischer Lage.
Aber die wahrlich sehr verschiedenen metaphysischen
Lehren der Griechen erblühten doch alle auf demselben
„soziologischen“ Boden, und der Lauf der wahrhaft kriti¬
schen Philosophie und der modernen Wissenschaft ist
durchaus neutral gegen alles Ökonomische. Ganz und gar
irrig ist es zumal, den echten Forscher aus dem „Ma¬
schinenzeitalter“ erklären zu wollen: der technische Er¬
finder mag so erklärt werden; aber Forscher und Er¬
finder — man denke an Hertz und Marconi — sind
ganz und gar verschiedene Menschentypen. Der erste
will nur „Wissen“, der zweite will Handeln auf Grund
von Wissen. Man mag allenfalls sagen, das Wissen-
Wollen sei eine Äußerung des allgemein-menschlichen
Strebens nach Macht, nach Geltung. Aber es handelt sich
um reine Geistesmacht und nicht um ein Streben
nach Macht, die auch nur irgendwie nach außen gerichtet
ist, sei es auf die Natur oder auf andere Menschen.
*) Philos. Forschungswege, 1930, S. 107 f.