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Logische Probleme.
Jener Satz, daß die Wahrscheinlichkeit, mit einem als
homogen vorausgesetzten Würfel eine bestimmte Zahl zu
würfeln, gleich 1js sei, besagt nun bekanntlich nicht, daß
ich mit Sicherheit unter bestimmten 6 Würfen einmal
eine bestimmte Zahl, etwa die 2, erziele. Unter 6 aufein¬
anderfolgenden Würfen kann die 2, um nur die Extreme
zu nennen, keinmal oder sogar 6 mal auftreten. Die theo¬
retisch errechnete Wahrscheinlichkeit von y6 wird nur bei
„sehr vielen“ Würfen praktisch verwirklicht.
Hier treten zwei recht bedenkliche Begriffe ins Spiel:
die Begriffe des Zufalls und der großen Zahl. Nur bei
„sehr vielen“ Würfen wird ja die errechnete Wahrschein¬
lichkeit empirisch als richtig bestätigt; der einzelne
Wurf aber ist „zufällig“.
Was heißt hier „zufällig“?
Das Wort wird in verschiedenem Sinne gebraucht,
z. B. als „ursachlos“, gleich „frei“, gleich „indetermi¬
niert“. In diesem Sinne soll es von uns nicht verwendet
werden.
Wir wollen vielmehr ein Geschehnis dann „zufällig“
nennen, wenn es, soviel wir wissen, nicht an einer be¬
stimmten Stelle in einem vieles Einzelne umfassenden
Ganzen steht, wobei die Worte „soviel wir wissen“ die
Vorläufigkeit der Verwendung des Wortes zufällig in
jedem einzelnen Falle ausdrückt. Das zufällige Ereignis
ist also nicht „Glied“ eines Ganzen, sondern nur „Teil“
einer summenhaften Gesamtheit. Es kann zwar zu anderen
Teilen derselben Gesamtheit in kausaler Beziehung stehen,
braucht das aber nicht. Auch wenn es in solcher Beziehung
steht, ist es aber, weil es eben Teil und nicht Glied ist,
das, was wir ein „auf sich allein gestelltes“ Ereignis nennen
wollen. Ein solches Ereignis ist also, von allgemeinen
Kausalverknüpftheiten vielleicht abgesehen, jedenfalls