Full text: Philosophische Gegenwartsfragen

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Logische Probleme. 
Mit dem Staat steht es entsprechend, mit „der Wissen¬ 
schaft“ auch. Das große Rätsel ist immer nur dieses, daß 
Menschen sich durch konventionelle Zeichen, der Sprache 
und der Schrift, wechselseitig „versehen“, eine Beziehung, 
durch welche grundsätzlich jeder Mensch von heute mit 
allen Menschen der Gegenwart und der Vergangenheit, 
ja auch der Zukunft geistig verknüpft ist. Aber auch 
Wissenschaft verhält sich nur, „als ob“ sie ein selbstän¬ 
diges Ens wäre. Sie ist es nicht; es „gibt“ sie nur als 
„objektiven Geist“, d. h. als Bücher und Monumente und 
als Erlebtheitsinhalt von Personen — ebenso also, wie 
es einen „Zeitgeist“, einen „Volksgeist“ quasi gab. 
Eine gewisse Verwandtschaft hat das angebliche Sein 
von Volksgeist, Zeitgeist, Recht, Wissenschaft usw. mit 
dem Sein der platonischen Ideen, der Bolzano sehen 
„Sätze an sich“ und ähnlichem. Freilich nur eine ge¬ 
wisse Verwandtschaft (ebenso wie auch das angebliche 
„Sein“ der Ideen bei Platon und der Sätze an sich bei 
Bolzano nicht ganz dasselbe bedeutet). Denn „Volks¬ 
geist“ und seine Genossen sollen im Rahmen des Em¬ 
pirischen (genauer gesagt, Psychologischen) sein, Pla¬ 
tons Ideen sind (wenigstens bei ihm selbst, nicht bei ge¬ 
wissen neueren Interpreten) durchaus metaphysische 
Entia, und Bolzanos „Sätze an sich“ gehören in jenes 
dunkle Zwischenreich, das seit Lotze gern „Reich des 
Geltens“ genannt wird. Ganz klar ist das, was gemeint 
ist, bei Platon — man kann es weder beweisen noch 
widerlegen. Die „geltenden wahren Sätze an sich“ und 
Verwandtes „sind“ unseres Erachtens nur, insofern sie 
bewußter Besitz von seelischen Personalsubjekten sind; 
jede andere Art des Redens von einem „Sein“ ist hier 
äußerst dunkel; und das gleiche gilt von den angeblich 
seienden „Werten“ Schelers. Das bloße Wort „gelten“
	        
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