Von der angeblichen Existenz einer metaphysischen Intuition.
3
nen Art der Phänomenologen, die ja doch jedenfalls eben
durch ihren Begriff der Allgemeingültigkeit aus dem
Solipsismus, der einzigen ganz unmetaphysischen Er¬
fassungsform, von Anfang an hinaus kommen wollen, ge¬
faßt ist.
Ich selbst leugne, wie man weiß, durchaus nicht, daß
es „paranormale“, d. h. in ihrem Wesen noch nicht klar
durchschaute und, wie es scheint, auf wenige Menschen
beschränkte Formen des Wissenserwerbs1) gibt. Ich stehe,
wie man weiß, der sogenannten Parapsychologie positiv
gegenüber, wenn ich auch sehr vorsichtig darin bin, das,
was da behauptet wird, als in jedem Falle tatsächlich er¬
wiesen zuzulassen. Jedoch, Telepathie und Gedankenüber¬
tragung gibt es nun einmal sicherlich.
Aber das und vielleicht noch anderes sind doch nur
neue Formen von Wissenserwerb, die mit „Intuition“ in
dem oben erörterten Sinne gar nichts zu tun haben.
Metaphysisches nämlich wird hier keineswegs von dem
„Metagnomen“* 2) unmittelbar erfaßt, sondern Erschei¬
nungshaftes, sei das, bei Telepathie und Gedankenüber¬
tragung, der besondere Wissensinhalt eines fremden Men¬
schen — das Wort „Wissen“ in sehr weitem Sinne ge¬
nommen — oder, beim Hellsehen, falls solches als selb¬
ständiges Phänomen existiert, eine sachliche Situation
inmitten der Natur. Man mag das paranormal Erfaßte,
wie alles Erscheinungshafte, auch den Fall eines Steines,
im Verlaufe der philosophischen Arbeit später metaphy¬
sisch deuten; unmittelbar ist es kein metaphysisches
Objekt, weder für den Metagnomen mit seiner paranor¬
x) Es handelt sich stets nur um paranormale Formen des Wissens-Er¬
werbs, nicht um solche des „Wissens“. Vgl. meine Schrift Parapsycho¬
logie, München 1932.
2) Ich verwende diesen von französischen Forschern eingefiihrten Ausdruck
an Stelle des theoretisch allzusehr belasteten Wortes „Medium“.
1