Full text: Philosophische Gegenwartsfragen

Neue Betrachtungen zum Begriff der Ganzheitskausalität. 133 
und diese Kollektivwillensinhalte spalten sich, wenn es 
einander untergeordnete Schichten psycho-physischer 
Wesen, denen „befohlen“ wird, gibt — etwa Werkmeister 
und Arbeiter — weiter auf. 
Dabei sind nun zwei Unterfälle zu scheiden: 
Erster Unterfall: Alle unter der Leitung des Bau¬ 
meisters stehenden psycho-physischen Wesen haben zwar 
ihre ursprünglichen Sonderbefehle bekommen, aber sie 
kennen auch das Ganze, das als „Idee“ im obersten Leiter 
vorhanden ist, und könnten, etwa bei Erkrankung eines 
oder einiger der Beteiligten, füreinander „einspringen“, 
indem sie sich untereinander verständigen. 
Zweiter Unterfall: Jeder Untergebene kennt nur 
seinen Sonderbefehl, aber nicht die Idee des Ganzen, das 
in Frage steht. 
In beiden Unterfällen tritt die unterste Schicht der an 
der Herstellung des Hauses beteiligten Wesen unmittelbar 
zur unbelebten Materie „lenkend“ in Beziehung, ebenso 
wie im ersten Hauptfalle der Baumeister selbst. 
b) Übergang zum Biologischen. 
Wir gehen nun zum Biologischen über, und zwar zur 
Betrachtung dessen, was ich harmonisch-äquipotentielle 
Systeme genannt habe, ein Name, der sich zu meiner 
Freude eingebürgert hat. Es handelt sich1) also um Zellen¬ 
gesamtheiten, sei es einen abgefurchten Keim oder die 
junge Anlage eines embryonalen Organs oder ein ver¬ 
stümmeltes und sich alsdann durch „Umdifferenzierung“ 
restituierendes Gebilde, aus denen jeweils, in verkleiner¬ 
tem Maßstabe, das Ganze wird, gleichgültig, wie viele 
Zellen der Gesamtheit entnommen sind, und auch gleich¬ 
gültig, an welcher Stelle. Wegen dieser beiden „Gleich- 
b 1. c. S. 96 ff.
	        
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