Full text: Philosophische Gegenwartsfragen

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Studien über Ganzheit. 
einen „ganzmachenden“ Faktor eingeführt, der mit der 
Gesamtheit der in Frage stehenden Materienelemente, 
als mit einem durchaus passiven Material, lenkend arbeitet 
— in einer des näheren ausgeführten Weise, Es gibt hier, 
wie dargelegt wurde1), drei mögliche Formen, in denen 
man sich dieses lenkende Eingreifen des Nichtmateriellen 
in das Materielle denken kann; scheut man sich nicht 
vor einer Verletzung des allgemeinen Satzes von der 
Energieerhaltung, sogar noch eine vierte. 
Solche Auffassung der Sachlage ist sicherlich möglich. 
Wir wollen prüfen, ob noch andere Auffassungen mög¬ 
lich sind. 
Zu diesem Zwecke gehen wir zunächst ganz „mensch¬ 
lich“, ganz „anthropomorphistisch“ vor und fragen uns: 
a) Eine „menschliche“ Analogie. 
Wie kann ein Mensch aus einer Gesamtheit ungeordnet, 
„zufällig liegender“ Elemente ein Ganzes machen? 
Der erste Fall: Aus unbelebten Elementen soll un¬ 
mittelbar ein Ganzes gemacht werden. Das liegt vor, wenn 
etwa ein Kind aus Bauklötzchen ein „Haus baut“; eben¬ 
falls, wenn etwa ein Arbeiter sich allein und eigenhändig 
aus Ziegelsteinen ein wirkliches Haus errichtet. Der 
Mensch, als psycho-physische Einheit genommen, wirkt 
dann unmittelbar lenkend auf die Materie. 
Der zweite Fall: Anders liegen die Dinge, wenn ein 
Baumeister mit Hilfe von Werkmeistern und Arbeitern 
aus einem Haufen von Steinen ein Haus errichten will. 
Da kommt der Baumeister unmittelbar mit der unbeleb¬ 
ten Materie gar nicht in Beziehung. Es sind andere psycho¬ 
physische Wesen da, denen er durch „Befehle“ Willens¬ 
inhalte einpflanzt, dem einen diesen, dem anderen jenen; 
■*■) Philos. d. Organ., 4. Aufl., S. 290ff.
	        
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